Andere sind in Cannes, ich bin bei meinen Eltern gewesen

Meine Schwester hat ihre alte David Hasselhoff-Kassette wieder gefunden und sich in aller Form bei mir dafür entschuldigt, dass sie seinerzeit da drauf stand. Es sei ihr verziehen. Obwohl der Schaden eigentlich nicht mehr gut zu machen ist.

Bei meinen Eltern im Haus gibt´s jetzt ein kleines Computernetzwerk, damit beide gleichzeitig arbeiten können. Da haben sie der Agentur was vorraus. Aber nett durchschaubar: gleich beim ersten Versuch hab ich schon das richtige Passwort von meinem Vater erwischt. Es bleibt halt vieles gleich.

Fluchtdistanz ist ein Begriff aus dem Tierreich, über den ich letztes Wochenende immer wieder nachdenken musste. Also eine geringe Fluchtdistanz haben z.B. Vögel an der Elbe, die es gewohnt sind, dass da auf dem Deich Leute ihre Hunde ausführen. Man sollte selber auch mehr an seiner Fluchtdistanz arbeiten: Nicht immer alles so schnell öde, uncool oder blöd finden…

Im örtlichen Käseblatt: Leserbriefe über die geplante Autobahn und die Rattenplage:

Rattenplage stört Idylle am Kurpark-Teich – Tiertragödie im Kurpark
Einen herrlichen Frühling kennzeichnet die Gegenwart […] Am Sonnabend vorletzter Woche rundetet das erfreuliche Bild eine Entenmutter mit zehn munteren Küken auf dem Kurparkteich das bild ab. Sonntag waren es noch sieben, am Monatag 6, Dienstag 4, am Mittwochmorgen begleiteten nur noch zwei, am Abend nur noch ein Küklein seine Mutter. Auch dieses verschwand über Nacht. Vermutlich waren Ratten die Täter […] Für die Hygiene ist die Stadtverwaltung zuständig. […] Dazu gehört auch eine ständige und wirksame Rattenbekämpfung […]
(aus „Briefe an die Redaktion“, Lüneburger Landeszeitung vom 15./16.5.2004)

Außerdem neues vom Schützenfest. Die Punkerin von damals zwei Klassen über mir macht jetzt Jugendtheater am Stadttheater. Fontane läuft durch Lüneburg und trinkt ein Bier. Studienwoche für Neue Musik hat wieder begonnen „Sie müssen nur kommen und Interesse mitbringen, alles andere erledigen wir!“. Belanglose Fernsehkritiken.

Samstagabend wollte ich ins Kino, ablenken. Stand schon an der Kasse. Nur eine Kasse im örtlichen Cinestar geöffnet – Samstagabends um 20:00 – Hauptsendezeit also. Warten. Auf dem Monitor zeigts nach einer Weile „Hauptfilm läuft“ – ich immer noch in der Schlange. Bin ich dann wieder gegangen. Abendspaziergang. In meiner Fahrschule werden jetzt Waschmaschinen verkauft. Wundern über Wegstrecken, die an sich nur 5 Minuten dauern, für die man aber mal eine Dreiviertelstunde gebraucht hat, als man gerade Laufen gelernt hatte. Ganz oben auf dem alten Wasserturm haben sie an einem Mast eine Überwachungskamera angebracht. Die sendet dieses Bild:

Die stadtbekannten Spinner sind immer noch da. Grüßen sich beim Vorbeigehen in der Fußgängerzone genau so, wie die Verwaltungsbeamten oder die Naturschützer. Aber immerhin sind die Spinner bekannte Gesichter, wiederkehrende Erinnerungen, nicht so wie in Berlin, wo du jede Woche neue Spinner hast. Der eine Spinner erzählt mir, er hätte jetzt schwarze Flecken auf den Augen, er könne die gar nicht zählen, weil die sich immer bewegen, aber es seien bestimmt so an die 40 Stück. Er hält das nicht aus und braucht noch ein Korn. Ich sage, die Flecken kommen vom Trinken. Er sagt, das sei eine Lüge, dass das am Alkohol liegt, denn ohne Alkohol sei es viel schlimmer. Ein Herr vom Nachbartisch gibt ihm schließlich 2,- Euro.

Biergarten und Tretbootfahren tat sehr gut. Auf der Terasse sitzen und den Nachbarn beim Gartenmachen zusehen auch nett. Auf Delta Radio eine Akustik-Version von „Denkmal“ (Wir sind Helden) gehört, die ich noch nicht kannte. Am letzten Tag mit meiner Mutter Kaufrausch – mehrer (überwiegend enge) Hosen, ein Jacket, T-shits & Hemd. Ein Teil der Rückfahrt in einer Regionalbahn mit lauter Berufschülern aus Hamburg – froh gewesen, nicht das zu machen, was die so machen.

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