[Berlinale 2010] Tag 1

Freitag. 12.2.2010

Der erste Berlinale Tag startete für mich am Freitagvormittag mit einem Workshop über Social Media für Filmemacher von FilmTiki. Ausgerichtet war der Workshop auf Filmemacher, die Interesse daran haben, ihr Produktionen über das Netz zu finanzieren oder zu vermarkten. Einführend wurde der TED-Talk von Seth Godin über Tribes und das Internet angesehen. Weiter ging es mit einer kurzen Vorstellung von Projekten, die entweder über Crowd-Funding ihre Filme produziert oder einfach Aufmerksamkeit für ihr Projekt generiert haben bis hin zum Viralen Marketing.Zur Sprache kamen Age of Stupid (Film Projekt mit Crowed Funding), thejammed.com (Kleineres Filmprojekt, die über Myspace und Blog viel Leute für eine Kinovorstellung gesammelt haben) und natürlich der Film Four Eyed Monster. Ein weiteres Beispiel für Filmfinanzierung über das Netz ist Buy a Credit, wo Interessierte einen Betrag spenden können, um im Abspann genannt zu werden und es wurde kurz auf die Finanzierung und die Lizenzsituation rund um Sita sings the Blues eingegangen. Allgemein interessant für Crowd Funding von Kunst sind Plattformen wie kickstarter.com (bislang auf die USA beschränkt), wo auch vermehrt Filmprojekte nach Investoren suchen. Ein klassisches Beispiel für ein Projekt, wo Menschen zum kollaborativen Arbeiten an einer Filmanimation zusammenkommen ist massanimation.com. In punkto virales Marketing wurde kurz beispielhaft eingegangen auf den Metal-Film Anvilt, auf den Film Shifty (deren Viralkampagne mit gefakten Bildern von Überwachungskameras nach hinten los ging) und die virale Kampagne der Serie Loudhail.

Eine Kernthese war, dass das Publikum sich tatsächlich sehr gerne mit Filmemacherpersönlichkeiten im Netz verbinden möchte, die sich auf die Bühne stellen und ihr Thema pushen. Nur hier fangen die Probleme erst an, finde ich. Denn aus meiner Erfahrung wollen viele Filmemacher nämlich im Internet tatsächlich zunächst nur ganz klassisch ihre Filme pushen, anstatt tatsächlich von der Bühne herabzusteigen und in einen nicht-simulierten Dialog mit interessiertem Publikum zu treten. Was aber können Filmemacher machen, um im Web 2.0 zu agieren? Da gilt für Filme wie für Markenkommunikation: Statt breit zu streuen ist es lohnenswerter, Meinungsführer und Multiplikatoren persönlich anzusprechen, um auf das Thema und das Filmprojekt aufmerksam zu machen. Für Themen gibt es auch Communities, etwa der Themenmarktplatz intellect-ideas.com. Für mich hat der Workshop einmal mehr gezeigt, dass es keine Patentlösung für Social Media Marketing gibt, es immer auf eine individuelle Strategie ankommt, die Themen, Akteure und Ziele verbindet. Und dass sowas eben nicht mal eben an einem halben Tag entwickelt werden sollte.

Danach ging es endlich ins Kino. Zuerst nur Deutsches Wiederholungskino. Lila Lila, hatte schon Kinostart. Eine recht fluffige Literaturverfilmung um einen Kellner, der zufällig ein altes Romanmanuskript in einem alten Nachttisch findet. Er gibt vor, es sei von ihn, um damit ein Mädchen zu beeindrucken und promt ist er das neue Wunderkind auf dem Buchmarkt. Auf der Buchmesse reissen sich alle um ihn, und immer lauert die Gefahr, dass die Täuschung auffliegt. Vor dem Hintergrund um die Sache mit der jungen Hegemann ganz lustig zu sehen. Im Anschluss der Versuch, in „David wants to Fly“ von David Sieveking gelassen zu werden, misslang, weil der Herr Regisseur es vorzog, vom Akkreditiertenkontingent, 60 Karten für Friends & Family abzuziehen. Das ist natürlich total nett für das Team. Doch eigentlich sollte man sich die professionelle Frage stellen, ob eine Teampremiere wirklich während eines A-Festivals stattfinden sollte, und dafür 60 (zum Teil internationale) Journalisten und Fachpublikum – also wichtige Multiplikatoren für den Film – ausgesperrt werden. Mir zumindest blieb in dem Moment nur das zweifelhafte Vergnügen, „Die Päbstin“ zu sehen. Kann man sich viel die Ohren zu halten in dem Film und ein wenig schmunzeln, wenn der John Goodman da als Pabst durch die Szenerie flunkert.

Film: Son of Babylon

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Regie: Mohamed Al-Daradji

Ein wunderbarer gefilmter, irakischer Roadmovie um die Suche eines Jungen und seiner Großmutter auf der Suche nach dem verlorenen Sohn/Vater. Der Film spielt 2003, kurz nach dem Sturz Saddam Husseins wodurch die Reise der beiden sympathischen Figuren ständigen Hinderrissen unterliegt. Nach und nach enthüllt sich die Folie der Handlung und zeigt sich als trauernde Kritik an den Folgen der Schreckensherrschaft Sadam Husseins. Besonders guter Kunstgriff am Ende: es gibt keine Katharsis, der Kloß bleibt im Hals stecken.

Film: Sex & Drugs & Rock ’n’ Roll!

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Regie: Mat Whitecross

Nach dem Film aus Irak wirkte dieses Biopic über den britischen Sänger und Musiker Ian Dury zunächst recht albern und flachwitzig. War dann aber schon noch thematisch interessant. Klar, Punk, 70ies, Sex, Drogen, Vater-Sohn-Beziehung, alles dabei. Künstlerbiographie halt. Ich hab zu dem Film aber keine Meinung.

Autor: @tristessedeluxe

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