Hans Richter über Chaplin

Komik und Natürlichkeit durch Anpassung der Figur an die Mechanisierung der Filmtechnik.

„Er schien entdeckt zu haben, daß der Körper vor allem aus Hebeln, Gewichten und Gelenken besteht (wie die Kamera) – und das Gesicht aus Muskeln und Bändern, die man exakt verlängern und verkürzen kann. In dem er an sich selbst dieses mechanische System in Bewegung setzte, brachte er sich in Übereinstimmung mit der Apparatur. (…) Chaplins Mimik und Gebärdensprache sind schon vor der Kamera-Aufnahme montiert und mechanisiert, so daß seine Filme montiert erscheinen – ohne daß Montage verwendet würde. Sie unterliegen einem mechanischen Ablauf, dessen einzelne Teile gewissermaßen auseinandernehmbar sind. Das Fühlen wird da nicht als unteilbarer Fluß, als Naturbewegung ausgedrückt, sondern als ein teilbarer, als ein durchaus zerlegbarer Prozeß, der bei allen Tänzen und Sprüngen, beim Wechsel vom Lachen zum erstarrten Ausdruck, bei allen Gesten übersichtlich und rhythmisch organisiert ist. (…) Chaplins Verhalten ist nicht an sich natürlich, aber weil es der Filmnatur entspricht, wirkt es so echt.“ (aus: Hans Richter, Der Kampf um den Film, S.140)

Endlich die Diplomarbeit von A. zu Naturalismus im Animationsfilm gelesen. Leider etwas zu spät, denn heute gebunden und morgen Abgabe.

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