Habe entdeckt, daß es auf polnisch “Gelbschnabel” heißt statt “Grünschnabel“

… und mich wie ein Quietscheentchen gefreut

Seit kurzem bekomme ich den newsletter Katowice einer Freundin, obwohl es eigentlich eher eine respektable Mitaktivistin aus vergangenen Aktionsbündnissen ist. Sie jedenfalls sitzt seit einigen Tagen in Katowice, forscht und schreibt ab und an ihre Gedanken runter, um sie dann als Rundmail zu verschicken. Gerade beim Lesen ihres letzten Newsletters habe ich wieder eine große Freude verspührt am Lesen von privatem Kram. Wie beim Entdecken von Weblogs, früher… So eine unverfängliche Schreibe, nichts wollend, nur erzählend und ein wenig augenzwinkernd sich selbst gegenüber. Da macht das Lesen von privatem Zeug doch noch Spass. Hatte ich ein bißchen verloren dieses Interesse.

Beim Frisör las ich heute in einer alten BUNTE der SZ vom 2.3., dass es jetzt „Big Brother das Dorf“ gibt? Und dass das als Dauersendung konzipiert ist über mehrere Jahre? Oder war das eine Glosse? Ich bin ja gar nicht informiert! Wer ist denn überhaupt Sieger geworden? Siehste, wetten dass das schon heute keiner mehr weiss („Öäh, war datt jetze die Franzi oder der Sascha, der Selber?“) Na gewonnen haben sie ja eigentlich alle, irgendwie, an interessanten Erfahrungen… Blabla. In der BUNTE war dann auch noch ein Interview mit Christian Ulmen wegen seiner wieder-ins-programm-aufgenommenen Sendung „Mein bester Freund“ (die so kickass nun auch wieder nicht ist), da meinte er auch, die Kanditatinnen würden *interessante Erfahrunge* mitnehmen. Ich habe das dumpfe Gefühl, die kiffen sich da in den Redaktionen alle andauernd die Rübe zu und denken, dass sich das eh alles versendet.

Überhaupt – DER FRISÖR (der Frisör in der Wienerstraße für 9,- Euro wash&cut). Ich bin sicher, andere wissen auch nicht, was man mit so einer Frisörin eigentlich smalltalken soll, kann und darf. Jeder Versuch endete bei mir bisher im blöden Rumgedruckse. Heute aber endlich mal anders. Der Typ war abgehetzt, ich hab ihm erlaubt, erstmal Zigarettenpause zu machen, er hat mir Gratiskaffee spendiert und fragte: „Du bist ein Computertyp, oder?“ Ich natürlich sofort vollkommen irritiert, was das wohl für eine Kategorie sein könnte, denn ich sitzte ja tatsächlich auch von wegen was mal mein Beruf werden soll recht häufig vor der Textverarbeitung und anderen filmrelevanten Tools, aber nur weil ich den Computer nutze, bin ich dann ein Computertyp? Die Liebste würde an dieser Stelle heftig nicken und anfangen, auszuholen über, ach, wie sich alles verändert hat, seit es tristesse deluxe gibt und ach. Aber sie liest ja das> Blog nicht mehr („Immer diese subjektiven Filmeindrücke, ist doch öde!“). Bin ich ein Kühlschranktyp, nur weil ich da mal fast täglich reinschaue? Egal, wo war ich? Ach ja, beim Frisör. Computertyp habe ich dahingehend interpretiert, dass das einer sein könnte, der programmiert und sich mit so Technik gut auskennt und hab daher gesagt: „Nein, ich bin eher ein Filmtyp“ – „aha“, wird er sich gedacht haben, „daher die Blässe“ – und gar nicht lange nach einer Überleitung suchend: „Ich hab ja mal bei *****film mitgearbeitet, kennste die?“ – Ja, da war ich natürlich bass erstaunt, denn genau da darf ich jetzt die nächsten 2 Monate projektankurbeln. „So klein ist die Welt“, meinte er noch, legte eine CD einer polnischen Rockband ein und meinte, „die ist von N., da wir ja hier eh in Westpolen sind.“ Ich hab nicht nur einen Gratiskaffee und einen netten Haarschnitt bekommen, sondern auch mal schön an meinen Stereotypen gerüttelt bekommen, dass einer, der Haareschneiden kann, sich auch für Film interessiert und ein Computertyp sein kann. Merci!

Jetzt muss ich aber los.

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