Was in System-Kinobetrieben schon lange Gang und Gebe ist, gibt’s bei uns erst seit Neustem: Überwachungskameras in den Kinos zur Kontrolle der Vorstellungen. Wer erkennt die Filme?
Da haben dann doch immerhin drei ernst zu nehmende BloggerInnen meinen letzten Filmvorführ-Report kommentiert, was mich natürlich sehr freut und Grund genug ist, hier mal eine Serie über meinen Nebenjob als Filmvorführer zu probieren. Das Kind hat noch nicht wirklich einen Namen, aber in Anlehnung an Oswald Kolles Aufklärungsfilme halte ich „Irgendwas-mit-drei-Silben -Report“ zunächst für vollkommen ausreichend.
Ostermontag war auch Feiertag, aber das Publikum im Gegensatz zu Ostersonntag keine Memmen, sondern gutes, kenntnisreiches Kinopublikum mit hervorragendem Geschmack und guter Erziehung. Kein Gemurre, trotz einiger Ärgerlichkeiten (eine Beschwerde kam dann eben per E-Mail), die jedoch durch Ausfall des Hauptfilmvorführers und Personaldispo begründet war (das Schöne ist, alles verzahnt sich im Kinobetrieb, wodurch ich eines meiner Lieblingshobbies quasi zum Beruf machen konnte: Niemals Schuld haben. Aber egal.). 18 Uhr sollte ein Stummfilm aktweise gezeigt werden. Das heisst, die einzelnen Rollen werden nicht zu einer großen Rolle zusammengeklebt, wie sonst üblich, sondern eigentlich aus dem Karton vorgeführt, wobei nach jeder Rolle manuell von einem Projektor auf den anderen überblendet werden muss (das kommt gern bei Archivkopien vor, weil die mit besonderer Vorsicht und so… ). Vom Chef gibt’s die Anweisung, dass das nur die beiden Hauptfilmvorführer machen dürfen. Der der eingeteilt war, sollte aber laut Dispo 18:45 gehen und ich 18:30 kommen – und weil ich wusste, dass der dann auch knallhart geht, hatte ich den Vorschlag, dass ich das dann doch besser gleich ganz machen könnte. Habe ich mir am Vorabend also noch die einzelnen Rollen auf Anfang gespult, Überblendzeichen gecheckt und alles schön ordentlich abspielbereit in eine sichere Ecke gestapelt. Bin rechtzeitig 17:30 da gewesen, habe die Stummfilmobjektive und die Stummfilmmaske am Projektor eingebaut. Das tolle am Stummfilm ist ja: er hat keine Tonspur. Normalerweise erkennt man an der Tonspur, wie der Film einzulegen ist, damit der Film nicht seitenverkehrt projiziert wird. Aber auch die Hürde habe ich mit der Eselsbrücke „Schicht zum Licht“ überwinden können. War dann auch alles super. Klavierspieler hat Musik gemacht, ich den Film gezeigt und alle Aktwechsel glatt vollzogen. Wir waren ein Team – im Rhythmus der Geschwindigkeit ein Gleichklang von Filmtechnik, Stummfilmmusiker und Kinopublikum – wenn der Funkverkehr nicht wär. Die Überblendung zum letzten Akt hatte ich verpasst, weil es auf der Funke gleichzeitig eine Diskussion über die Filmkopie der nächsten Vorstellung gab. Der Trick beim Überblenden ist, sich zu konzentrieren und auf die Überblendzeichen zu achten (meistens so Löcher oben rechts im Filmbild). Konzentrieren! Nicht auf die Filmhandlung achten, auf nichts um einen rum, nur auf die Ecke oben rechts. Wenn dann aber im Ohr Probleme mit dem Auffinden des nächstens Films plärren (und das geht mich ja direkt auch was an), war ich einen kurzen Moment unkonzentriert: plötzlich Schwarzbild, Schrift „Ende Akt 7“, Flackern, Schwarz, Licht, aus. Bis so ein Projektor auf die Bildlaufgeschwindigkeit von 24 Bildern in der Sekunde kommt braucht der so zwischen 3 und 5 Sekunden. In der Situation eine Ewigkeit, bis der letzte Akt begann. Der Musiker hat bloss ein paar Takte improvisiert. Tut mir Leid, Publikum!
Das Problem mit der darauf folgenden Kopie war dann, dass die eigentliche 35mm Archivkopie bei einer vorherigen Aufführung qualitativ so schlecht auffiel, dass jetzt entschieden war, den Film von DVD zu zeigen. Die DVD, die dann aber im Filmlager war, machte einen etwas dubiosen Eindruck: Chinesisches Cover, billig hergestellt… War dann auch so: Im Programm steht OmdtU (Original mit deutschen Untertiteln) – die DVD-Programmierung gibt aber nur chinesische und englische Untertitel her. Der Tonpegel auf der DVD war so mies, dass ich den Kinoton ganz aufdrehen musste (wodurch das Rauschen lauter wurde). Und am Ende des Films brach die Szene sehr abrupt ab, ohne „Ende“ oder dergleichen. Sah mir ganz nach „im Internet bestellt“ aus. Betriebsleitung hatte natürlich schon Feierabend, muss man dann selber ausbaden. Sowas würde mich als Kinogänger auch maßlos ärgern.
Alle anderen Vorstellungen liefen ohne Sorgen. Es war fast sogar etwas langweilig gegen Mitternacht (wo das Foto oben entstanden ist). Die Wetten zwischen meinen Kollegen und mir standen 3:1, dass der Spätfilm „Good Fellas“ nicht gezeigt wird, weil keiner kommt. Ich hab gewonnen, es kamen Leute: eine vermutlich studentische Prenzl’bergerin mit ihren Osterbesuch-Eltern, eine Gruppe Backfische und noch so andere Singles. Eigentlich interessant, handelt es sich doch bei dem Film um eher so ne coole Nummer mit Mafia und heftig Kokain und so. Ostermontag und Cineasten eben…
Musste am Dienstag sehr lange Ausschlafen, um das Osterwochenende im Kino hinter mir zu lassen. Wenn alles glatt läuft mit der Personaldispo, bin ich erst Freitag wieder dran.
Ja holla, und da oben! Wer erkennt die Filme auf dem Foto? Kleiner Tipp: das eine ist die Medienkunst-Dauerausstellung „No Input“