(Automat für Kinder an der Seebrücke Koserow, Usedom)
Es ist die polnische Firma Automaty Kupper, die deutsche Supermarktketten und Tourismusziele mit Fahrzeugautomaten für Kinder ausstattet. Vermutlich irgendein historisch-psychologisches Ventil, oder so.
Seitdem ich Kinder habe, ertappe ich mich (leider) immer öfter bei dem reaktionären Gedanken, dass irgendetwas zu unserer Zeit so nicht möglich gewesen wäre. Zum Glück fehlt für solche Behauptungen die sauberer Untersuchungsgrundlage, denn zu zahlreich sind die Variablen, um tatsächlich haltbare Vergleiche zwischen meiner Zeit als 0,6-2,6 Jährigem und der Zeit unserer Kinder zu machen. Trotzdem.
Aber das Zeitgefühl geht mir derweil eh immer verlohrener. Ich bin heute 38 Jahre alt geworden und empfinde mich eigentlich immer noch als „junger Mann“. Zugegeben, bis auf die eine oder andere Schrulligkeit. Hier auf der Insel Usedom, wo wir ein paar freundliche Familientage verbringen, gehört man zu dieser Jahreszeit tatsächlich zum jüngeren Publikum. Es ist geradezu eine Zeitkapsel. Es lebe die Melancholie der Nachsaison!
Überhaupt. Diese Rentner auf diesen Inseln zu dieser Saison mit ihren Hunden. Noch nie ist mir so stark aufgefallen, dass Tierhaltung auch ein Ersatz für Kinderhaltung ist. Und umso fragwürdiger, warum beides sich so großer Beliebtheit erfreut, kann man doch weder mit Hund noch mit Kind einen klaren, vernüftigen Gedanken fassen, sondern ist ganztägig mit Erziehung, Liebhaben und Ballwerfen beschäftigt.
„Ein Kind ist Lifestyle, zwei Kinder sind Familie, drei Kinder sind asozial“, sagte einmal eine gemeinsame Freundin. Eigene stichprobenhafte Beobachtungen am Strand bestätigen dies. Es hat tatsächlich eine interessante Eigendynamik, was Nachwuchs aus Paaren macht (neben der schönen Tatsache, dass einem beinahe täglich das Herz ein klein wenig gebrochen wird).
Apropos Kriegsspielzeug. Auf Usedom kann man bekanntlich Bernstein finden. Bekanntlich wurde ehemals auf Usedom auch mit Raketen experimentiert, die im Krieg gegen die Briten eingesetzt wurden. Nicht verwunderlich, dass diese sich wehrten unter anderem mit dem Abwurf von Brandbomben. Brandbomben bestanden aus Phosphor und Phosphor hat am Strand eine gewisse Ähnlichkeit mit Bernstein, kann aber (anders als Bernstein) bei veränderter Temperatur, etwa in der Hosentasche, ziemlich gefährlich werden. Auch wenn der letzte Phosphorfund auf Usedom vor fünf Jahren war: Obacht. Wieder was gelernt, was einem ohne Kinder schnurzpiepe gewesen wäre.