Schatz, wir haben unser Kind verloren.

Kontrollverlust! Gestern war der Tag, an dem unsere Tochter nach einem Ausflug mit der Kita das erste Mal verschwunden war. Einfach weg, großer Schreck. Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert. Die Kita hatte mit Reisebussen einen Ausflug in die Natur gemacht. Es ging schon sehr früh am Morgen los und alle waren prima aufgeregt. Auf der Rückfahrt sind viele Kinder natürlich eingeschlafen und wurden dann zum Aussteigen geweckt. Unsere Tochter – so erzählte sie uns später – wollte aber noch nicht aussteigen, weil sie noch müde gewesen sei und ist einfach sitzen geblieben. Solange, bis der Bus losfuhr. Die Sache hat sich dann aufgeklärt, der Busfahrer auf dem Handy angerufen und er musste dann nochmal 20minuten zurück zur Kita fahren. Sie musste nicht weinen, machte nur große Augen und war stolz, dass sie vom Busfahrer eine Tüte Bretzeln geschenkt bekommen hat. Aufregung also größer als der Schaden.

Bei all dem Gerede um den theoretischen Kontrollverlust durch das Internet, war das echter Kontrollverlust. Das hat natürlich nichts mit dem Internet zu tun, aber ähnlich wie der Kontrollverlust des Internets mit langer Leine und Vertrauen. Natürlich hat man immer Angst, dass dem Kind irgendetwas passiert. Irgendwann lernt man dann, diese Angst zu verdrängen und langsam Vertrauen aufzubauen in Großeltern, Babysitter und Erziehungsinsitutionen. Aber als vage Befürchtung bleibt die Angst. Man war ja schließlich selber mal Kind und weiss, dass es überall Lücken im System gibt. Dass aber das eigene Kind auch mal abhandenkommen kann, darüber möchte man sich eigentlich keine Gedanken machen.

Was lernen wir daraus? Man kann Kinder nicht 100%ig unter Kontrolle haben, auch wenn man noch so perfekt den Tagesablauf durchplant und sich so eine lückenlose Überwachung suggeriert. Man kann Kindern nur beibringen, dass sie nach und nach selber klar kommen da draußen. Könnte man ja mit dem Internet vielleicht auch so probieren.

Autor: @tristessedeluxe

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