Film: The Social Network


USA 2010; Regie: David Fincher; gesehen am 27.10.2010 im Cinestar Potsdamer Platz

Liebes Filmtagebuch, endlich schreibe ich mal wieder was in dich rein. Gleich vorneweg: kein Film, den ich unbedingt empfehlen würde. Aber trotzdem interessant. Warum, dass weiss ich noch nicht. Nur ein paar Gedanken. Was will der Film eigentlich sagen? Bleibt für mich offen. Im Zentrum stehen Jungs, die sich gegenseitig die Förmchen im Sandkasten klauen. Geld? Anerkennung? Sexismus? Wir leben in einer Zeit, wo niemand in voller Konsequenz für seine Handlungen gerade stehen muss? Don’t drink and blog? Na gut, das sind vielleicht Sichtweisen auf die Welt, die meiner Tochter neu sind, aber … Die Rahmenhandlung, Anhörung im Rahmen eines juristischen Disputs mit ständigen Rückblenden, ist sowas von Antiklimax. Ich finde das dramaturgisch nicht gelungen. Facebook sei cool, wird behauptet. Wie die User es aber nutzen, was daran genau „cool“ ist für das soziale Milieu „Campus“ wird nicht gezeigt. Mann kann sehen, ob Frau vergeben ist. Das ist alles? Auch all die anderen Facebook-Kontexte (wie Privacy, Datensicherheit, Verwertungsrechte, personalisierte Werbung etc.) werden nur kurz und am Rande behandelt. Da, wo es interessant werden würde – Antiklimax. Immer wieder Antiklimax. Trotzdem habe ich mich nicht gelangweilt oder geärgert in dem Film. Faszinierend wieder „diese Amerikaner“, die einerseits blinde Idealisten sind und sich andererseits messerstechendinrücken verklagen, Zahn um Zahn. Vielleicht so’n spinnertes Elite-Ding.

Ich hab ja keine Filmkritik zum Film gelesen, hörte nur, dass in der Zeit was interessantes stand (von wegen irgendwie mit heroisierende Geschichtsschreibung und moderner Mythenbildung?) und ich erwiderete darauf mit filmökonomischen Argumenten. Facebook ist Mainstream, hat eine Nutzerzahl erlangt, die als Absatzzahl für Hollywood interessant wurde. Mehr ist der Film nicht. Abgreifen von einer potentiellen Masse an Zuschauern.

Ich habe mich ja früher lange beruflich mit Film beschäftigt. Jetzt beschäftige ich mich beruflich mit Internetkommuniktion, wodurch ich weniger Filme sehe und es langsam wieder ein Genuss wird, sich in diese Filmunterhaltungsmaschinerie zu begeben. Allein schon der Abend heute: parallel war großer Premierenbohei vorm Cinestar, wegen eines deutschen Science-Fiction-Films, dessen Titel ich auch schon wieder vergessen habe, dessen Trailer aber auch nicht wirklich überzeugend sei, wie ich hörte. Dann die Kinowerbung. Überhaupt Werbung, auch so eine Industriekunstform. Dann die Filmtrailer, ein jeder Trailer löste direkt in mir den Impuls aus, dass ich mir den Filmtitel aufs Handy notieren wollte und in meine Todo-Liste schicken will. Dann der Eisverkäufer. Und irgendwann geht der Film los und und und. Genau aus den Gründen bin ich kein Filmkritiker geworden, denke ich noch, während Mark Zuckerberg von seiner Freundin in den ersten Minuten des Films in der Studentenkneipe abgeblitzt wird.

Autor: @tristessedeluxe

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