Mein erfolgreichster Tweet.

Das war in dieser Woche also mein bis jetzt erfolgreichster Tweet, seitdem ich am 11. April 2007 das erste mal twitterte, „testing twitter. nicht wirklich überzeugt.“ Aktuell 267 Retweets,159 Favsterne und ein Zitat in einem Artikel der Berliner Zeitung, der das Thema aufgreift, hat dieser Tweet erreicht. Dabei ist der Tweet frei erfunden, etwas gehässig und außerdem zu einem ziemlich blöden Anlass. Tja, so ist das Internet. Aber der Tweet spricht wohl vielen Leuten aus dem Herzen, die genervt sind von Onlinewerbung.

Worum geht es eigentlich? Es geht um das Eigentor, dass einige Online-Nachrichtenportale sich letzten Montag selbst geschossen hatten, als sie in Artikeln beklagten, dass ca. 25% der Zugriffe auf ihre Webseiten sogenannte Adblocker nutzten (Browserplugins, mit denen man Werbung auf Webseiten unterdrücken kann). Diese Aktion ging nach hinten los: Downloads von Adblocker plus stiegen um 129% und das Spendenaufkommen für Adblocker Plus sogar um 167%. Um ca. 25% der Nutzer zu überzeugen, dass sie doch bitte die Werbung auf ihren Seiten beachten sollen, nahmen die Initiatoren der Kampagne in Kauf, 75% der Nutzer ohne Adblocker darüber zu informieren, dass man übrigens Onlinewerbung auch ausblenden kann. Ein ziemlich kluger Schachzug, der zeigt, wie wenig da das Internet verstanden wurde. Der Streisand-Effekt war natürlich vorprogrammiert.

Die Sache hat mich gedanklich die ganze Woche begleitet. Vor allem, weil ich auch im weitesten Sinne in der Werbung arbeite und man dort leider immer noch viel zu oft mit einer Geisteshaltung in Sachen Werbung und PR im Internet konfrontiert wird, die eigentlich nur einmal mehr von dieser Kampagne der Verlage widergespiegelt wird. Man denkt oft einfach nur selbstzentriert. Werbung für statt gegen den Kunden? Was soll das denn bitte sein? Das primäre Ziel ist: Mein Produkt, meine Marke, meine Kampagne muss sich durchsetzen. Entsprechend marktschreierisch und eindimensional fallen meist die Ansätze aus. Das kann man oft dann auch nicht wegberaten, auch wenn man es besser weiß. Also springt man doch immer wieder durch den brennenden Reifen. Selbst wenn man eine genaue Zielgruppenbestimmung hat, geht es viel zu oft bloss darum, der Zielgruppe mit möglichst effektiven Maßnahmen kommunikativ ein Bein zu stellen, abzulenken und die Aufmerksamkeit auf Marke/Produkt zu lenken. Daher kommen seit jeher die nerviger werdenden Banner auf Webseiten, und auch die weltfremden Pressemitteilungen an Blogger. Es wird auf Teufel komm raus lieber gepusht, als Ideen für die Kommunikationspartner zu entwickeln, die den Menschen helfen, nützen oder einfach Dinge ermöglichen, die ohne nicht möglich wären. Das ist übrigens keine Frage von Generationen, vermute ich. Vermutlich werden weiterhin in den Marketing- und PR-Studiengängen die Faktoren Zuhören, Verstehen, Helfen in der professionellen Kommunikation nicht mal ansatzweise vermittelt. Dabei ist es so einfach: nicht nerven, sondern nützlich sein. Das dürfte eigentlich auch jeder Marketingmensch verstehen. Denn dann sind wir doch alle bereit, Geld für ein Produkt auszugeben oder einen Teil unserer immer knapper werdenden Aufmerksamkeit für eine Markenbotschaft zu opfern.

Aber was weiß ich schon.

Autor: @tristessedeluxe

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