Downhill City

Deutschland 1999 – Regie: Hannu Salonen – mit: Teemu Aromaa, Franka Potente, Andrea Bisowski, Andreas Brucker, Michaela Rosen, Sebastian Rudolph, Otto Sander, u.a.
:::: gesehen am 30.3.04 im ZDF

Da liesst man im ZDF Videotext sowas, und denkt noch, „komisch, hab von dem Film nichts gehört, klingt aber gut, und wenn Franka Potente mitspielt, will ich das sehen“: Short Cuts in Berlin: Sechs Menschen und ihr Überleben in der Großstadt. Ihre Wege kreuzen und verlieren sich wie zufällig, während sie nach Freundschaft, Glück und einem identischen Leben suchen.
‚Downhill City‘ ist Mosaik, das in seiner Einheit ein atmosphärisches Porträt der Großstadt zeichnet. Der Abschlussfilm von Hannu Salonen war ein regelrechter Festivalhit in Berlin, München, San Sebastian und Saarbrücken
(ZDF Videotext)

Ja. Und genau so ist es! Alles trist, alle am Existenzminimum hier, jeder mit seinen kleinen Hoffnungen, die im Alkohol ertränkt werden… Also, einige Episoden sind recht gelungen, andere nerven ziemlich. Der Festivalerfolg muss wohl mehr so ein Zeitgeistphänomen gewesen sein. Dafür dass der Film von 1999 ist, wird da ein recht altmodischer Berlinmythos inszeniert. Schon klasse, wofür die Stadt da immer so als Folie dienen kann. Die Stimmung des Films fängt ein bißchen bei „Himmel über Berlin“ an (Baulücken, Besetzes Haus, ein runtergekommenes Hotel, ein alternativ Konzert in runtergekommenem Ambiente á la „Nick Cave and the Bad Seeds“) und will dann weiter in Richtung „Das Leben ist eine Baustelle“ nur leider ohne die Komik. Gern genommen auch das Ganze stilistisch noch mit Realismuseffekten aufpeppen. Die Figuren sind alle gescheiterte Existenzen: Eine sächselnde Franka Potente als Fast-Food-Verkäuferin, die sich von ihrem Möchtegern-Boxer Freund trennt und einen finnischen Gitarristen kennenlernt, der bei der Mülltrennung arbeitet. Der Boxer fickt mit einer etwas älteren und besser situierten Frau, die gerade ihren Mann verlassen hat und nistet sich bei einem abgefuckten Autoren ein, der an einem Buch schreibt, Pizza ausfährt und dessen bester Freund als Ex-Knacki sich da auch erstmal wieder zurecht finden muss. Und alles immer so weiter, bergab halt, bis am Ende – schwupps – dann doch noch irgendwie jeder ein bißchen glücklich sein darf. „Nachtgestalten“ fand ich da um einiges vielschichtiger und atmosphärisch gelungener. Es muss ja nicht soziologisch korrekt sein und gern auch immer wieder der Dreck der Stadt, dann aber mit ein bißchen mehr Tiefe in den Figuren. Aber vielleicht lags auch wieder nur an mir, nicht so reingekommen in den Film, weil mein Kopf nicht von meinen eigenen Baustellen weg wollte. Oder aber meine Wahrnehmung der Stadt hat sich in den letzen 5 Jahren erheblich gewandelt und das war wirklich alles so – damals, 1999.

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