Via @kosmar bin ich heute morgen auf einen Artikel über die Ansichten des Pabstes zum Social Web und der modernen Kommunikation überhaupt gestoßen. Angeblich, so der Blogautor des Bosten Globe, warnt der Pabst vor zu viel Facebook-Nutzung. In dem Blogartikel wird aktuell der Pabst zitiert und man ist der Meinung, dass er sich mit folgendem Absatz ganz klar auf Facebook bezieht:
„The concept of friendship has enjoyed a renewed prominence in the vocabulary of the new digital social networks that have emerged in the last few years. The concept is one of the noblest achievements of human culture. … We should be careful, therefore, never to trivialise the concept or the experience of friendship. It would be sad if our desire to sustain and develop on-line friendships were to be at the cost of our availability to engage with our families, our neighbours and those we meet in the daily reality of our places of work, education and recreation. If the desire for virtual connectedness becomes obsessive, it may in fact function to isolate individuals from real social interaction while also disrupting the patterns of rest, silence and reflection that are necessary for healthy human development.“
Darüber habe ich noch etwas nachgedacht beim heutigen Spaziergang mit der Kleinen am südlichen Mauerstreifen Berlins. Ich habe überlegt, wie so etwas wohl kommt, dass der Vatikan jetzt vor Facebook warnt. Ob da lauter Leute beichten, dass sie andauernd online Freundschaften pflegen, dabei aber ihre Familie und echten Freunde vernachlässigen? Was ist, wenn nun aber Freunde und Familie nicht alle im selben Dorf wohnen, sondern überall auf der Welt und man über Facebook einfach viel besser Kontakt aufrecht erhalten kann? Und dann fiehl mir noch ein guter, katholischer Freund ein, der mal meinte, dieses ganze Ge-twitter sei doch nur für Leute, die keine Freunde haben. Um das zusammen zu fassen: ich steigerte mich heute Nachmittag beim Spaziergang da gedanklich ein bisschen rein, über die Online-Friendship-Feindschaft der katholischen Kirche und jetzt eben, beim Nachlesen merke ich: Stimmt alles gar nicht!
Ist natürlich vollkommener Quatsch, dass der Pabst vor Facebook-Nutzung warnt. Ist halt nur eine geile Schlagzeile. Wenn man nachliest in der oben zitierten MESSAGE OF THE HOLY FATHER BENEDICT XVI FOR THE 43rd WORLD DAY OF COMMUNICATIONS wird erstens Facebook gar nicht genannt, zweitens geht es allgemein um moderne Kommunikation und Internet und eventuelle Gefahren und so, und drittens geht es darum, dass die jungen Katholiken, die sich in diesen neuen Kommunikationswelten bewegen, auch dort ihren Glauben verbreiten mögen:
I would like to conclude this message by addressing myself, in particular, to young Catholic believers: to encourage them to bring the witness of their faith to the digital world. Dear Brothers and Sisters, I ask you to introduce into the culture of this new environment of communications and information technology the values on which you have built your lives.
Das sollen sie gerne machen, die jungen, gläubigen Katholiken. Das soll bitte jeder machen wie er denkt und glaubt. Ist nicht verboten. Ist Kommunikation, ist Menschenrecht. Ich werde nur bisschen wütend, wenn so ein dahergelaufener Pulitzerpreis-Gewinner, wie der Blogautor Michael Paulson im Bosten Globe so ein Blödsinn schreiben darf und ich auch noch so blöd bin, Stunden darüber nachzudenken. Ich bin kein Katholik, aber ich mag es nicht, wenn Leute so unreflektiert Feindbilder schüren. Der Vatikan hat jetzt übrigens auch einen YouTube-Channel.