Berlinale V

A TALE OF TWO SISTERS
Korea – Regie: Kim Jee-woon
:::: gesehen am 10.2.04 im Forum der Berlinale
Zwei Schwestern haben Ärger mit ihrer Stiefmutter und erleben unheimliche Dinge in einem abgelegenen Haus. Toller, sublimer Horrorfilm. Es fängt alles recht ruhig und harmlos an und die Spannungsscharube wird immer weiter gedreht. Wahrnehmungsebenen verschieben sich, Träume in Träumen und Psychowahn. Am Ende erst findet der Film zur tatsächlichen Realität: Durch einen Unfall hat die Figur, aus deren Perspektive erzählt wird, ihre jüngere Schwester und ihre Mutter verloren. Ihre Schwiegermutter akzeptiert sie nicht. Die beiden Toten leben in ihrer Vorstellungswelt weiter. Ich hab lange mich bei einem Horrorfilm nicht mehr so gegruselt. Die Suspence ist klassisch inzeniert und führt zu tollen Schockmomenten.

DOPO MEZZANOTTE (After Midnight)
Italien – Regie: Davide Ferrario
:::: gesehen am 10.2.04 im Forum der Berlinale
Ein Nachtwächter des Turiner Filmmuseums wird durch eine junge Frau auf der Flucht, in die er heimlich verliebt ist, in eine Kriminalgeschichte verwickelt. Humorvoll erzählte Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen der Frau, ihrem Freund und dem Nachtwächter. Der Nachtwächter lebt in dem Filmmuseum, einer Welt zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Nebenbei thematisiert der Film ein bißchen Filmgeschichte und Filmtheorie, um die fantastische Welt des Nachtwächters zu schildern.
Links neben mir saß eine Frau, die jeden 2. Satz witzig fand (so witzig war der Film nicht), rechst neben mir ein Typ, der die ganze Zeit mit seiner Gummibärchentüte knisterte (und mir keine anbot).

AVANIM
Isreal / Frankreich – Regie: Raphael Nadjari
:::: gesehen am 10.2.04 im Panorama der Berlinale
Michale lebt in Tel Aviv. Sie hat einen Mann, einen Job bei ihrem gläubigen Vater, ein Kind und einen heimlichen Liebhaber, der bei einem Bombenanschlag umkommt. Die Ehe zerbricht, als sie sich wehrt, die Machenschaften ihres Vaters zur Erweiterung der Gemeinde zu zulassen. Ziemlich hartes Drama im realistischen Stil mit wenig lichten Momenten, aber durchgängig spannend erzählt.

D.E.B.S
USA – Regie: Angela Robinson
:::: gesehen am 10.2.04 im Panorama der Berlinale
Eine lesbische Aktionkomödie. Die Filmemacherin war mit dem Kurzfilm schon letztes Jahr auf der Berlinale zu Gast. Jetzt durfte sie die Story mit Hilfe eines Majorstudios in einen abendfüllenden Film verwandeln. Amy, die Topagentin des ultrageheimen Geheimdienstes D.E.B.S. wird von der ultrabösen Lucy entführt, weil sie sich beide in einander verliebt haben. Amys Kolleginnen versuchen, ihre Freundin zu retten. Persiflage auf Spionfilme gekoppelt mit Teenagerkomödie und Girl-meets-Girl-Thema. Recht witzig und seicht, ein „Crowdpleaser“, der insgesamt – trotz Längen – gefallen hat. Ich glaube für mich der Film mit dem kurzweiligsten Unterhaltungsfasktor, den ich seit 10 Jahren auf der Berlinale gesehen habe.

Insgesamt ein guter Berlinale-Tag. Vier Filme, die nicht nur „interessant“ waren, sondern mich geschockt oder zum Schmunzeln gebracht haben. Viele Filmwissenschaftler heute gesehen, bin aber noch irgendwie auf keine Party gewesen. Hm. Die Hälfte ist rum, die kommenden 5 Tage lassen noch so einiges erwarten. Das Wetter wird schlechter, die Filme besser…

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