Rhythm is it!

Deutschland 2003 – Regie: Thomas Grube, Enrique Sánchez Lansch – Darsteller: Simon Rattle, Marie Theinert, Olayinka Shitu, Martin Eisentraut und ganz viele andere – 100 min. – Kinostart: 16.9.2004

:::: gesehen am 15.6.2004 Pressevorführung im Delphi

Die Kamera schwenkt über winterliche Dächer von Berlin. Nicht das Postkarten-Berlin, sondern das raue, hässliche, alltägliche. Dazu deutscher Hip Hop – „Versteck dich nicht“ von den Wickeds. Im Songtext geht’s darum, dass man raus gehen soll, zeigen was man kann und Applaus dafür empfangen soll. Dann eine Probensituation der Berliner Philharmoniker – klassische Musik, Hochkultur, Geborgenheit und Stil. Das beides zusammengeht zeigt dieser Film. „Rhythm is it!“ begleitet das erste große Nachwuchsprogramm der Berliner Philharmoniker unter Leitung von Sir Simon Rattle aus dem Elfenbeinturm in die Wirklichkeit. Im Januar 2003 tanzten 250 Jugendliche zu Strawinskys „Le Sacre du Printemps“, begeleitet von den Berliner Philharmonikern. Die Dokumentation zeigt den dreimonatigen Entstehungsprozess dieser der Sacre-Aufführung.

Der britischen Choreographen Royston Maldoom, der seit 30 Jahren auf der ganzen Welt mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, probt mit Jugendlichen in einer Hauptschule in Ostberlin die Choreographie. Ein seltsames Bild, keiner hat etwas mit klassischer Musik am Hut, es fällt zunächst schwer den Anweisungen auf Englisch zu folgen, aber man macht höflich, was verlangt wird. Langsam wird aus dem Spiel ernst und einige der Schüler stört es, dass Freunde und Freundinnen kichernd die Proben stören. Diesen Prozess der Musikpädagogik schafft der Film atemberaubend aufzufangen und auf die Leinwand zu bringen. Langsam bilden sich Einzelporträts von Schülern heraus, Entwicklungen in den Schülenr und im Projekt werden deutlich. Auf der anderen Seite die Proben der Musiker. Zum ersten mal durfte ein Kamerateam die Probenarbeit der Berliner Philharmoniker begleiten. Beinahe beiläufig werden die beiden künstlerischen Leiter des Projekts porträtiert. Sir Simon Rattle und Royston Maldoom, beides charismatische Künstler, mit ihrem Verständnis von Musik und vom Leben.

Sehr schön sind die High-Quality Musikaufnahmen, die zusammen mit dem Filmschnitt „Le Sacre du Printemps“ visualisieren. Schön auch wie sich Genres vermischen. Es ist eine Dokumentation. Es ist ein Musikfilm. Aber in der Dramaturgie werden auch Mittel des Spielfilms ausgenutzt, um stärker Emotionen in bestimmten momenten zu schüren und eine starke Involviertheit des Zuschauers zu erzeugen. Manchmal am Rande des Gefühlskitsches, kippt der Film aber nie diesen Rand hinunter. Es ist ein Wohlfühl-Film, der undistanziert anhand von einigen Protagonisten niemals langweilig die Höhen und Tiefen der Projektentwicklung dokumentiert. Nicht nur was für Klassik-Fans.
|Deutsches Presseheft zum Film (pdf)

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