Film: Mein Glück

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Mein Glück, Deutschland / Ukraine / Niederlande 2010; Regie: Sergei Loznitsa :::: gesehen am 1.2.2011 in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Am Dienstag hatte ich das Vergnügen der Deutschlandpremiere von „Mein Glück“ beizuwohnen, der am Donnerstag in Deutschland seinen Kinostart hat.

Inhaltsbeschreibung des Verleihs:

MEIN GLÜCK ist die Geschichte des Fernfahrers GEORGY. Er verlässt seine Heimatstadt mit einer Warenladung, gerät auf Abwege und steht plötzlich mitten im Nirgendwo. Während GEORGY nach dem richtigen Weg sucht, wird er allmählich in den Alltag eines russischen Dorfes hineingezogen. An einem Ort, wo brutale Gewalt und Überlebensinstinkte über Menschlichkeit und Vernunft siegen, fährt die Geschichte des Fernfahrers geradewegs in eine Sackgasse…

Ich hab den Film jetzt einen Tag sacken lassen, habe eigentlich aber immer noch keine Meinung, wie ich den Film abschließend beurteilen möchte. Interessant ist er allemal, so für Filmwissenschaftler oder Russlandcineasten. In Russland werde der Film, so der Regisseur, entweder sehr positiv oder mit großer Ablehnung wahrgenommen. Ich glaube, ich befinde mich genau dazwischen. Ist ja aber auch ein Film über ein Land, das mir eigentlich fremd ist und das ich nur aus Filmen kenne.

Aber vielleicht doch zwei, drei unverbindliche Gedanken zum Film:

Es gibt eine Szene, da fährt der Lastwagenfahrer in ein Dorf und läuft dort über einen gefüllten Marktplatz. Eine ungewöhnlich lange Point-of-View Perspektive zeigt Gesichter, Dorfbewohner, Marktbesucher. Auffällig ist, dass alle Gefilmten nicht in die Kamera gucken. Beziehungsweise, sie schauen zwar zur Kamera, aber es wirkt, als ob sie die Anweisung bekommen haben, ja nicht in die Kamera zu sehen. Was sie auch demonstrativ machen, wenn die Kamera in ihre Nähe kommt. Dadurch bekommt dieser Point-of-View Shot eine sehr spannende Wirkung. Befremdlich geradezu und dokumentarisch vermutlich, denn ich nehme an, es handelt sich tatsächlich um lokale Laiendarsteller, die sich angestrengt bemühen, eben nicht in die Kamera zu sehen. Gleichzeitig spielt es auf die Fiktion ein, denn die Blicke der Einwohner weichen einem Fremden aus. Spannender Moment.

Es ist ein merkwürdiges Gefühl, einen überhöhten Kunstfilm über Unterdrückung und Willkürherrschaft zu sehen, wenn gleichzeitig in Ägypten gegen eben das demonstriert wird. Ist wie im Meeting zu sitzen, während man eigentlich echt brennenderes in der Inbox hat.

Nach dem Film standen mit dem Regisseur und dem Produzenten drei kulturwissenschaftliche Expertinnen auf der Bühne und stellten Fragen. Beziehungsweise, es waren diese Art Fragen, die Jens Best gerne stellt: Statements, die Antworten sein könnten, auf Fragen, die nicht gestellt wurden (oder so). Dann auch Publikumsfragen. Oh Boy, der Elfenbeinturm der Experten.

Ach, aber öffentliche Filmgespräche sind ja meist gruselig und wenig erfeulich. Simulation eines Gesprächs. Ich glaube, Social Media und Hochkultur (also Dialog und so, womöglich noch mit Publikum) ist fast ein genau so dickes Brett wie Social Media und Pharmaindustrie. Aber das wäre ein anderer Blogpost.

Infos zum Film beim Farbfilm Filmverleih

Übersicht Filmkritiken zum Film auf film-zeit.de

Autor: @tristessedeluxe

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