Film: Young Adam

:::: gesehen am 10.1.2005 im Sputnik Südstern

Großbritannien / Frankreich 2003 – Regie: David Mackenzie – Mit: Ewan McGregor, Tilda Swinton, Peter Mullan, Emily Mortimer, u.a.

Wir waren alleine zu zweit im Kino, meine Begleitung und ich, in diesem düsteren Thriller angesiedelt auf den Kanälen zwischen Glasgow und Edinburgh in den fünfziger Jahren. Ewan McGregor spielt einen gescheiterten Schriftsteller, der auf einem Lastkahn anheuert und eine Affäre mit der Frau des Käpitens beginnt. Im Kanal finden sie die Leiche einer jungen Frau, wie sich im Laufe des Films herausstellt ist es eine ehemalige Geliebte von Ewan McGregor. Die Polizei verdächtigt den Klempner (Lieberhaber-Klischee schlechthin), doch Ewan weiss, es war ein Unfall, den er aber nicht der Polizei gemeldet hat. Er hatte seine Gründe…

Auch hier entspinnt sich die Handlung alinear, jedoch ohne den alles zermalmenden Coolnessfaktor, der seit „Pulp Fiction“ in Mode gekommen Erzählweise im Kino, sondern ruhiger, in dunkler Atmosphäre und stimmungsvoller Melancholie, ein wenig Film Noir, und rekonstruierter Sozialrealismus. Motivation der Hauptfigur nicht ganz stimmig, dieses selbstbemitleidende auf der Suche nach Liebe und doch nur von einer Affäre in die nächste stolpernde eines Taugenichts. Trotzdem super gespielt von McGregor. Zwiespältiges Gefühl nach dem Film. Meine Begeleitung kommentierte, der Film würde dahindümpeln, wie das Brackwasser unter rostigen Lastkähnen.

Was-passiert-dann-Maschine auf Video

Neue Filmaktion im Internet.

Absicht von kettenvideo.de ist es, ein unendliches Fortsetzungsvideo unter Beteiligung aller interessierten Filmemacherinnen und Filmemacher Deutschlands bzw. Europas bzw. der Welt herzustellen. Dabei kann es passieren bzw. es ist sogar erwünscht, dass sich mehrere parallele Fortsetzungsstränge bilden, da es wahrscheinlich immer mehrere Fortsetzungseinsendungen zu einem Beitrag geben wird.

www.kettenvideo.de

Film: Ocean’s Twelve

:::: gesehen am 7.1.2005 im Babylon

USA 2004 – R: Steven Soderbergh – mit: George Clooney, Brad Pitt, Julia Roberts, Catherine Zeta-Jones u.a.

Noch während der Werbung überlegte ich, worum es eigentlich in „Ocean´s Eleven“ ging, und ich konnte mich eigentlich nicht so recht an die Handlung erinnern, nur an die Coolness von Stars in Zuhälterklamotten in Las Vegas. Auch in diesem Sequal schien mir die kubistisch erzählte Handlung eher eine Schwachstelle. Nur hier stolpern sie mit ihren coolen Klamotten und Aussehen halt nicht durch Las Vegas, sondern durch Europa – was eine eigentümliche Kluft zwischen Figuren und Setting hervorruft. Spass gemacht hat es schon, dem Ensemble zuzusehen und auch sich an filmästhetischen Zitaten aus der europäischen Kinogeschichte zu erfreuen. Insgesamt zog der Film aber eher an mir vorbei, als Emphatie zu erzeugen. Gedanklich immer abgeschweift und über das Gespräch neulich auf der Verlagsparty nachgedacht – über die Unmöglichkeit objektiver Filmkritik und wie die persönliche Befindlichkeit in die Rezeption einfliesst.

Klingt irgendwie nerdig

Bin gereizt. Hab sogar eine flammende Mail geschrieben als Antwort auf einen Hoax, den ich von einer Bekannten zugeschickt bekommen habe. CC an alle…

Hab die halbe Nacht damit verbracht einen fiesen Trojaner zu entfernen, den ich mir wohl im halbseidenen Milieu eingefangen habe und der mich abhielt, ueber meinem gestriegen Kalenderkauf zu schreiben. Den Rest der Nacht hab ich endlich Firefox installiert, der wider Erwarten auch auf Win95 gut lauuft und mich mit all den Features ehrlich begeistert.

Film: Vera Drake

:::: gesehen am 5.1.05 im Delphi

GB 2004 – Regie: Mike Leigh – mit: Imelda Staunton, Philip Davis, Peter Wight – Kinostart: 3.2.2005

Der Gewinnerfilm der Goldenen Palme 2004 hat mich doch sehr gerührt. Geschichte um eine liebevolle, ältere Mutti in armen, aber gesettelten Verhältnissen in London 1950, die schon seit längerem illegale Abtreibungen vornimmt. Sie handelt aus Herzensgüte und Hilfsbereitschaft. Eines Tages kommt ihr die Polizei auf die Spur und die gute Frau wird verhaftet und verurteilt. Mike Leigh erzählt dieses Drama einfach, langsam und ohne großes dramatisierendes Brimborium. Ganz bewusst ohne moralische Stellungname. Ich war zu Tränen gerührt.

imdb zum film
Offizielle Seite zum Film

Nach der PV die Kinobesucher für die reguläre Vorstellung von „Der große Diktator“ beobachtet: Ältere Leute und eine Schulklasse, ich schätze 9. oder 10. Klasse Realschule. Gespräch belauscht zweier Schnallen im Volontariat: „Charlie Chaplin? Noch nie gehört, ist das ein neuer Film?“ – „Du, keine Ahnung, …“

Es mag okay sein, in der 10. Klasse noch nie „Der große Diktator“ gesehen zu haben, aber Chaplin sollte man dann doch irgendwie kennen, du. Ich fordere Filmgeschichte als Pflichtfach ab der 1. Klasse!!!

Film: Der weiße Hai

:::: gesehen am 1.1.2005 auf Video

USA 1974 – Regie: Steven Spielberg – mit: Roy Scheider, Richard Dreyfuss, Robert Shaw, Lorraine Gary, Carl Gottlieb, Murray Hamilton, u.a.

Erster Film in diesem frisch aufgebügeltem Jahr, nachdem die Wohnung wieder in glänzendem Zustand war ist. Im Herbst sass ich in einem mässig durchdachten Filmanalysevortrag, während dem auch die Exposition des Films gezeigt wurde. Das war retrospektiv das Beste am Vortrag und Grund genug, mal wieder sich den Film in aller Gänze anzusehen. Wieder fasziniert von der Suspence und der Mischung aus Abenteuer und Horror. Sehr gelungene Dialoge. Und auch ein bißchen Wehleidigkeit: Spielberg war ja erst 27 Jahre alt, als er das drehte. Aber hat ja während der Dreharbeiten auch gut gelitten.