Die Besonderheiten der nationalen Jagd

:::: gesehen am 25.4.04 im Kino Krokodil

OSOBENNOSTI NACIONALNOJ OCHOTY (Orginaltitel) – Russland 1995 – Regie: Alexander Rogoschkin – Buch: Alexander Rogoschkin – mit: Ville Happsalo, Sergej Ruskin, Wladimir Bytschkow, Alexej I. Buldakow, Sergej Kuprijanow – 95min

Ein finnischer Soziologe schreibt ein Buch über Jagdrituale in verschiedenen Ländern. Anhand dieser Rituale will er hinter das Wesen der verschiedenen Kulturen kommen. Das letzte Land, das ihm noch fehlt, ist Rußland. Er reist dorthin mit dem Vorsatz, die russische Jagd von Grund auf zu studieren; allerdings hat er bestimmte Vorstellungen von der russischen Jagd: er stellt sich prächtig gewandete Männer aus feudalistischer Zarenzeit vor – als die Jagd noch ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis darstellte, das Macht und Ansehen verlieh – die mit einem Troß von Pferden und Hunden über schneebedeckte Landschaften hinwegreiten. Der Soziologe bricht mit einer Handvoll Männern; darunter ein Armeegeneral und einige neureiche Petersburger; in die Wälder auf, das Gepäck besteht zu seiner Verwunderung jedoch hauptsächlich aus Kisten voller Wodka. Der fließt bald reichlich und setzt die illustre Gesellschaft in entscheidenden Momenten schachmatt. Langsam wird deutlich, was die Eigenheiten der russischen Jagd ausmacht.

Diese Satire war Rogosckins erster Film, der ein breites Publikum erreichte und inzwischen ein nationaler Hit ist, den jung und alt kennt. Er wurde verglichen mit Ferreris „Das große Fressen“ – nur ohne Essen. Beinahe ohne Plot kommt der Film als eine 90-minütige betrunkene Anekdote daher, leicht und absurd, doch nicht ohne subversive Momente. Rogoschkin wurde geboren am 3. Oktober 1949. Er schloß 1980 die Staatliche Filmhochschule im Fach Regie ab, seit 1984 arbeitet er im Filstudio Lenfilm in St. Petersburg. Für „Eigenheiten der nationalen Jagd“ erhielt er zahlreiche Preise, der Film fand im Ausland auf Festivals einige Beachtung, so daß zwei Folgefilme entstanden.

Davor noch die beiden Kurzfilme:

TÖDLICHE ROMAN(Z)E von Gerald Grote
Die Mitwirkenden dieses Kurzfilms sind allesamt Bücher, die in einem großen, mehrstöckigen Regal zu Hause sind. Diese Druckwerke sind keine unbeschriebenen Blätter, sondern so unterschiedlich wie die Menschen, die gezwungen sind, in einem Wohnblock zusammenzuleben. Wir begegnen schlanken Taschenbüchern und korpulenten Wälzern, treffen die mehrbändige Lexikonfamilie und ungebändigte literarische Einzelgänger, sehen heruntergekommene Schmöker und blitzsaubere Bestseller.

IN MEMORIAM von Daniel Erb
In einer Mischung aus Dokumentation und Inszenierung geht der Film ganz ohne Dialoge an die automobile Ära der 50er Jahre heran. Ausgehend von einem Autofriedhof werden einzelne Geschichten von und mit Autos erzählt, die jede an sich nicht passiert ist und doch passiert sein könnte. IN MEMORIAM war im August 2003 Kurzfilm des Monats und erhielt das Prädikat Besonders Wertvoll der Filmbewertungsstelle Wiesbaden.

Kids In The Hall: Brain Candy

Komödie, USA 1996, Regie: Kelly Makin, Buch: Norm Hiscock, Mark McKinney, Kevin McDonald, Scott Thompson und Norm Hiscott, Kamera: David A. Makin, Musik: Craig Northey, Produzent: Lorne Michaels. Mit: David Foley, Bruce McCulloch, Kevin McDonald, Mark McKinney, Scott Thompson, Kathryn Greenwood, Janeane Garofalo, Erica Lancaster, Christopher Redman, Jackie Harris.
:::: gesehen am 25.4.04 auf Pro7

Nach K.s Geburtstagsfest am Samstag sind mir die beiden neuen Nachbarn von schräg unten im dunklen Hof begegnet, sind noch mit hoch gekommen auf ein Bier. Danach hab ich im Fernsehen diesen Film der kanadischen Comedy-Truppe „The Kids in the Hall“ gefunden.

Der hoch intelligente, im Alltag aber chaotische Wissenschaftler Chris Cooper entdeckt eine Aufsehen erregende Glücksdroge. Schnell kommt die Pille als Mittel gegen Depressionen auf den Markt und zeigt verblüffende Resultate. So geben zugeknöpfte Geschäftsleute ihr Coming Out als Schwule bekannt, und ehemals teufelsanbetende Rocker singen von der Schönheit der Welt. Doch leider hat alles auf dieser Welt zwei Seiten. So auch die Pille – in Form von unangenehmen Nebenwirkungen… (Pro7)

Kurios. The Kids in the Hall liefen damals während meines High-School-Austauschjahrs immer auf HBO und mein Gastburder war sowas wie ein Fan von denen. Ich weiss gar nicht, ob diese Comedy-Serie jemals in Deutschland angekommen ist. Wie dem auch sei, war äußerst amüsant, die Herren mal wieder zu sehen, auch wenn mir aus der Erinnerung die TV-Comedy besser scheint, als dieser Film.

|imdb

Es gäbe sooo viel, zu berichten

Etwa, was für schlaue Sachen C. gesagt hat. Und dass dann noch L. kam und wie wir dann noch in der Bar in der Karl-Liebknechtstrasse 36 waren, die ohne Namen neben dem WMF, wo die Liebste schon mal war und dachte, sie wäre im WMF, wo eine Freundin von C.´s Freundin A. auflegen sollte, das aber nicht gemacht hat, bis wir weg waren. Und überhaupt, über die Dinge und das, und die Stewardessen, die nicht für Zigaretten geworben haben, sondern für das Kinzo.

Aber er hier schubbert sich und will – wie ich – schlafen.

Bilder ohne Buchstaben

In diesem Zusammenhang (Bilder / Buchstaben) möchte ich mich noch an THE UNTITLED PROJECT erinnern, wo Buchstaben aus Fotos rausgenommen werden.

The Untitled Project is a series of photographs of urban settings accompanied by a graphical text layout. The photographs have been digitally stripped of all traces of textual information. The text pieces show the removed text in the approximate location and font as it was found in the photograph.

Da kommen sehr spannende Sachen bei raus.

Geile und blöde Schnapschüsse

Hier kommt gerade eine Ankündigung für eine Ausstellung rein, da werd ich mal hingehen, denke ich:

Bernd Feuerhelm zeigt:
Photos der Kreuzberger Jugendbewegung aus den Jahren 1958 – 1962

in der Galerie Knoth + Krüger
Oranienstr. 188
10999 Berlin

Vernissage am Freitag, den 30.04. ab 19 Uhr
mit Texten von B. Feuerhelm und musikalischen Hörbeispielen von Berlins dienstältestem Teddyboy Peter Klopsch

Filme der letzten 4 Tage

Ein langes Wochenende auf den Grenzland Filmtagen ist hinter mir. Ich bin müde und zufrieden mit unserer Arbeit. In den letzen Tagen natürlich auch so manchen Film gesehen:

DIE MITTE
Eine Doku-Comedy: Die Suche nach der Mitte Europas von Stanislaw Mucha war unser Eröffnugnsfilm. Das Publikum mochte den Film, ich hatte kleine Probleme mit der dramaturgischen Stringenz. Kinostart ist verschoben auf 27.5.04

HODDER RETTET DIE WELT
Den zweiten Festivaltag begonnen mit einem dänischen Kinderfilm von Henrik Ruben Grenz. Nette Geschichte um einen Jungen, dem im Traum eine Fee den Auftrag erteilt, die Welt zu retten. Am Ende fast geweint, weil alles wird dann auch gut.

NACHBARINNEN
Erster Film im Sonderprogramm. Eine Polin denkt, im Streit den Wirt der Kneipe, in der sie arbeitet, erschossen zu haben. Sie versteckt sich bei einer Nachbarin. Eine leichte lesbische Beziehung entwickelt sich zwischen den beiden, während die anderen Bewohner des Plattenbaus langsam Verdacht schöpfen. Als sich herausstellt, dass der Wirt gar nicht tot ist, sondern sich selber angeschossen hat, versucht die Nachbarin mit falschen Tatsachen die Polin weiterhin bei sich zu halten.

BUTTERFLY MAN
Am ersten Tag hatte ich mich abends in der Kneipe mit dem Produzenten unterhalten, wer weiss, ob ich dann den Film mir überhaupt angesehen hätte. Bißchen naiv/kitschige Geschichte um einen jungen Briten, der sich in Thailand in ein Mädchen verliebt und sich in die Fänge des thailändischen Sextourismus verstrickt, um am Ende, nach dem Tod des Mädchens zu ihrer Familie aufs Dorf zieht, um dort als Fischer für die Familie zu sorgen.

DER VORFÜHREFFEKT
Am Beginn des dritten Festivaltag die Huldigung der Arbeit unserer Filmvorführer mit dieser Doku von Carsten Knoop. Bei diesem 2. Sehen mehr auf die Reaktionen der Zuschauer geachtet. Dieses Musikstück „The Projetionist“ von ich weiss die Band nicht mehr, hätte ich gern.

WIR MÜSSEN ZUSAMMEN HALTEN
Tschechische Komödie von Jan Hrebejk (von 2000) in einer tschechischen Kleinstadt währen des 2. Weltkriegs. Ein kinderloses Ehepaar versteckt einen KZ-Flüchtling in einer Geheimkammervor den Deutschen. Der „gute Freund“ des Paars ist ein Sudetendeutscher, der mit den Nazis kooperiert und in die Frau verliebt ist. Der Film erzählt davon, was unnormale Situationen aus normalen Leuten machen können, voller unerwarteter Wendungen, die im Verlauf immer immer irrwitziger werden.

7 BRÜDER
Den Film hab ich ja vor einiger Zeit schon gesehen. Jetzt beim 2. Mal wieder ganz neue Facetten entdeckt.

UNTER SICH
Eigentlich eine Vertreibungsgeschichte – doch nicht ganz so, wie man es erwarten würde: Zwei verfeindete Familien werden nach dem 2. Weltkrieg aus ihrem Heimatdorf vertrieben. Es geht in den Westen und zunächst bleibt im neuen Dorf alles beim Alten – man streitet wie früher am Gartenzaun und kann doch ohne einander nicht sein. Das Eingewöhnen in die neuen Lebensumstände im Nachkriegspolen lässt die beiden Familien trotz des langjährigen Streits näher aneinander rücken. Der Film von 1967 des Regisseurs Sylwester Checinski erfreut sich bis heute in Polen enormer Popularität und war auch bei uns ausverkauft; er gilt als die unterhaltsamste polnische Komödie überhaupt und ich hab mich zwischendrin fast weggeschmissen. Schlitzohr-Komik mit ein bißchen Jaque Tati-Beobachtungen der Skurilitäten des Alltags.

Dann am vierten Festivaltag nach sehr, sehr wenig Schlaf erstmal das Experimentalfilmprogramm zum Aufwachen:

CHARLEMAGNE 2:PLITZER (Frankreich 2002 – von: Pip Chodorov – 22min)
6945 musikalische Noten, die im Konzert gespielt wurden, korrespondieren mit 6923 Einzelbildern, die während einer Performance von Charlemagne Palestine auf Super 8 aufgenommen wurden. Interessante, schnelle wechselnde Verschiebung der Blickperspektive von realabbildenden Bildmaterial, dass durch Verfremdungseffekte zum abstrakten Formenspiel wird.

WHAT´S UP (Deutschland 1995 – von: Jacob Kirchheim – 2´42)
Abstrakte Linolsequenzen, Quadrate, Kreise, Rhythmen. Im Ton: Beat, syntehtisches Knistern, Soundfragmente.

SONNE, MOND UND ANTWERPEN (D/B 1995 – von: Ute Aurand – 3min)
Die Sonne geht unter, der Mond geht auf, dazwischen das Wasser bemalt, orange und blau.

FISCHFREILASSUNG (Deutschland 1995 – von: Dagie Brundert – 3min)
Ein in uralter Substanz selbstentwickelter Super-8-Farbfilm. Der alte, an das Aquarium gewöhnte Goldfisch wird für einen beschaulichen Lebensabend in einen See freigelassen; das FBI trinkt danach Sekt.

BRUDER & SCHWESTER IM SCHNEE (Deutschland 1994 – von Dagie Brundert – 3min)
Bruder und Schwester spielen im See, dazu die Musik, schön.

SYLVESTER 94/95 KRUZBERG ECKE FÜRBRINGER STRASSE (Deutschland 1995 – von Dagie Brundert – 3min)
Sylvestercountdown vom Balkon im Zeitraffer von 60 bis 0.

DAMAGE TRILOGIE (Schweiz 2001/02 – von: David Pfluger – 6min)
Klassiker der Filmschäden: Kratzer (emulsionsseitig und trägerseitig) und Sprungschrammen.

GANG OF FOUR (Frankreich 1982 – von: Carlo Werner – 6min)
Clip aus assoziativen Bildern zu einem Lied der Band „Gang of Four“

SUPER 8 GEGEN 16 (Frankreich 1990 – von: Odile Mainemare – 2min)
Gedreht auf Super 8, tranformiert auf 16mm – mehrere Super-8-Streifen werden auf einem 16-mm-Träger collagiert, gewohnte Bilder werden verfremdet.

UNFILMTROISFILMSEN (Frankreich 1992 – von: Odile Mainemare – 5min)
Drei kinematographische Blicke auf eine Jalousie

ALICIA IN WONDERLAND (Niederlande 2002 – von: Francien van Everdingen – 3min)
Bunte Rekonstruktion eines Innenraums. Muster beißen sich, Tapeten bewegen sich, Möbel schweben.

Gemerkt, dass ich wohl eher auf längere Experimentalfilme stehe, wo genug Zeit ist, sich drauf ein zu lassen, gedanklich herum zu streifen.

EIN SOMMER MIT DEN BURGGESPENSTERN
Schon fast traditionell schaue ich mir auf dem Festival am Sonntag den Kinderfilm an. Die sind leicht zu folgen, nicht so problematisch und genau das richtige nach Schlafmangel. Der hier war nicht so das Richtige für mich: Auf einer mittelalterlichen Burg wird ein Film gedreht. Die Tochter des Regisseurs erlebt zusammen mit einem am Ort lebenden Jungen so kleine Abenteur und locker aneinander gereihte Geschichten mit Gespernstern. Es fehlte mir ein bißchen der dramaturgische Zusammenhang. Waren eher aneinander gereihte Kurzgeschichten.

DIE RACHE
Diese Verfilmung von Andrzej Wajda (Polen 2002) einer satirischen Theaterkomödie aus dem 19. Jhd. handelt von zwei adeligen Herren, die jeder die Hälfte eines Schlosses bewohnen und deren Interessen kollidieren. Während Milczek seine Sohn mit der Witwe Podstolina verheiraten will, hat sichsein Rivale Raptusiewicz dieselbe Dame für sich ausgeschaut. Der Sohn liebt die Nichte des Nachbarn. Als schillernde Verbindungsfigur fungiert Roman Polanski als Papkin. Eine historische Kostümkomödie, bei der ich kein einziges mal lachen konnte.

Und weil ich das immer so schnell vergesse: Den Kamerapreis hat der norwegische Film „Jonny Vang“ gewonnen. Publikumspreis Spielfilm ging an „Devot“, Publikumspreis Dok-Film ging an „25 Ehepaare und ein Dreier“, Publikumspreis Kurzspielfilm ging an „I´ll wait for the next one“.

Nach nur vier Tagen in einer dieser kleinen Städte, in der Polizeikontrollen durchgeführt werden, weil drei Polen, die wir als Gäste zu einem Film eingeladen hatten, aus Langeweile in ihrem Auto mehrmals durch die Stadt fuhren, und das einem aufmerksamen Bürger aufgefallen ist, kommt mir die große Stadt wieder sehr groß und aufregend vor. Wegen der Bodenhaftung am Abend dann im „Logo“ gewesen mit der Liebsten, die eventuell hier künftig lieber „Neubauschnitte“ genannt werden möchte.

schlimm, schlimm

geht das anderen auch so? seit einigen Tagen ist in meinen Referrern ganz viel so Sexseiten-Spam. Daher nehm ich jetzt bis auf weiteres mal die backlinks der einzelnen Beiträge raus. Muss ja nicht sein, dass die so ein höheres Ranking bekommen…

Nietzsche im Fernsehen gesehen und an K. gedacht

Auf 3sat kommt Dienstagnachmittags so um 15:45 noch bis in den November rein Porträts von Philosophen – gestern ein Veriss von Nietzsche. Die Erstsendung war vom 4.2.1974. Ein Herr mit Bildungsauftrag las ein Skript über Nietzsches Leben, seine Theorien und seine Psyche vor, gespickt mit rethorischen Spitzen hin zum Genie des Wahnsinns und der Kritik seiner egozentrischen Weltsicht. Dazu eigentlich nichtssagendes Bildmaterial. Aber der Essay war so prima, und wie der Herr – der sich dann als Walter Jens entpuppte – das vorlas. Super! Fast wie Nietzsche himself, so als Pfarrer ohne Gemeinde zwischen den Daily Talks und Musikvideos.

Im Film von Gert Ellinghaus und Walter Jens soll der „faschistische“, von den Nationalsozialisten in Dienst genommene Nietzsche mit dem anderen Nietzsche konfrontiert werden: dem Europäer. Kein Mythenschöpfer, sondern ein Kanzelredner, der noch in der lästerlichsten Rede der Pastorensohn aus Naumburg bleibt. Kein Heros, sondern ein kranker Mann, der die erzwungene Einsamkeit zu kompensieren sucht. Ein Bürger, der den Verfall des Bürgertums beschrieb. (3sat)

Na, hat jedenfalls Freude gemacht, polemische Uni-Vorlesungen im Fernsehen gibts ja heute nicht mehr so oft. Mit Nietzsche hab ich mich nie so beschäftigt. Auf dem Flohmarkt hab ich mal als Alibi „Morgenröte“ gekauft, war mir dann aber zu blöd. Länger gelesen hab ich mal den Briefwechsel mit seiner Mutter und seiner Schwester. Das war recht amüsant (oder war das der zwischen Sartre und de Beauvoir?). K. war Nietzsche-Fan, glaube ich. K. war immer mit denen zusammen, mit denen ich meine ersten alkoholischen Erfahrungen in der Kleingartensiedlung und am Stint gemacht habe. K., schon damals etwas aufgeschwämmt und blass, ein bißchen aalig, nicht so die besten Zähne, schon damals hohe Stirn, dunkel gekleidet, speckiger Mantel und pessimistisch besserwisserisch. Wenn es um Nietzsche ging, hab ich mir dann immer K. vorgestellt. Vor Jahren habe ich K. mal zufällig in der Mensa getroffen. Er hatte gerade angefangen zu studieren – Philosophie. Er gab mir seine Visitenkarte, so eine billige aus dem Automaten. Unter seinem Namen stand da als Berufsbezeichnung „Suchender“. Tage später besuchte ich ihn in seinem Zimmer in einem Studentenwohnheim in Lichterfelde. Seitdem meide ich, wenn möglich, Studentenwohnheime. Letzten Herbst hab ich K. noch einmal gesehen in der Tram 20 mit einem halben Liter Dosenbier in der Hand. Immernoch der speckige Mantel, ausgelatschte Docs und die hohe Stirn noch als Stirn zu bezeichnen wäre zu optimistisch. Er ist dann am Frankfurter Tor ausgestiegen, ohne das wir uns zugezwinkert haben.