Ich bin heute Abend zu Gast im Medienradio.org Podcast

Medienradio.org haben mich zu ihrem heutigen Podcast eingeladen. Das Ganze ist ein noch recht junges Podcast-Projekt von Philip Banse (der auch kuechenradio.org macht), Markus Heidmeier, Thomas Jaedicke und Jana Wuttke, die alle zusammen was mit Breitband auf Deutschlandradio Kultur zu tun haben.

Ich bin gespannt, auf was ich mich da eingelassen habe. Angekündigt wurde mir keine feste Themenagenda, aber dass Stefan Wieduwilt, der Produzent der TV-Sendung Berliner Nachttaxe, kommen wird und eventuell auch Johnny Haeusler (der war nicht da). Kann man also neugierig drauf sein. Los geht’s heute (Vatertag) so gegen 21 Uhr, habe ich verstanden ich.

das mp3 zum Download (via medienradio.org )

Vatertag

Mein 1. Vatertagsgeschenk.

Hallo, es ist Himmelfahrt, Herrentag, Vatertag, Familientag. Durch einen Tweet von misscaro bin ich heute früh noch im Bett auf das englischsprachige Weblog glow in the woods aufmerksam geworden, dass von und für Eltern geschrieben ist, die ihre Kinder verloren haben. Natürlich nicht verwunderlich, dass zu so einem Thema man nur ehrfürchtig mitlesen und still Anteil nehmen kann. Selber mag ich mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn …

Vatersein. Seit etwas mehr als einem Jahr ist das bei mir tägliches Rollenfindungsthema in Heavy-Rotation, dass schnell von dem One-Hit-Wonder „Vaterwerden“ abgelöst wurde. Man muss es niemanden erklären, jeder weiß es: ein Kind zu bekommen ist ein einschneidendes Erlebnis im Leben, dass man erst vollends emphatisch nachvollziehen kann, wenn es schon zu spät ist. Plötzlich ist man mitten drin und konnte sich doch nicht angemessen darauf vorbereiten. Das Thema der neuen Väter kursiert ja nun schon seit einiger Zeit, nur ich hab mich natürlich erst jetzt damit auseinandergesetzt, weil es mich vorher einfach nicht anging. Trotzdem habe ich noch immer kein Account in der Community von ichbinpapa.de.

Dass sich in den letzten Jahren neue Vaterrollen heraus kristallisiert haben, ist nichts Neues. Eine Vielzahl an Vaterbüchern, die keine Spurensuche nach dem eigenen Vater sind, sondern Kolumnen, Ratgeber und Erfahrungsberichte von Vätern für Väter, zeugen auf dem Buchmarkt von dieser Welle der familiär-sorgenden Väter. Das Phänomen dieser Neue-Vaterrolle-Bücher hatte bereits im November 2001 Wiglaf Droste in seiner Glosse über die Schreibtischväter aufgedeckt. Und in gewisser Weise stimmt es ja auch, was Droste beklagt: Vieles von der Väterliteratur ist ziemlich selbstreferenzieller Quark. Oft genug stand ich in Buchhandlungen blätternd vor dem Elternratgeber-Regal und habe doch nie ein Väterbuch gekauft.

Ich wage die steile These zu formulieren: Die meisten Väterbücher werden in Gegenden geschrieben, die entweder der Prenzlauer Berg sind, oder sich ähnlich anfühlen. Dort eben, wo die heutigen, medienschaffenden Väter und Autoren so zu Hause sind. Doch jeder, der irgendwas mit Medien macht und sich mit Meinungsbildung auskennt, weiß: Was mediales Thema ist, muss nicht gleichzeitig gesellschaftliche Relevanz haben. Der Prenzlauer Berg ist nicht Abbild der Bundesrepublik, auch wenn dort am Prenzlauer Berg sich für manche Mitglieder der jüngeren Medienelite der Alltag abspielt. Wo ich wohne, hier in Schöneberg, wohnt beispielsweise eher die ältere Medienelite und man kann von einer lebhaften Schwulenkultur sprechen. Daher kloppen wir frischen Eltern uns hier auch nicht alle wie blöde um die begehrtesten Kita-Plätze.

Ich bin von jeher kein Freund von starren, exklusiven Rollenidentifkationen. Jedenfalls nicht auf jene kataloghafte Art, wie man sie in handelsüblichen Väterbüchern vorfindet. Und ich suche gedanklich immer dann das Weite, wenn Leute sich zu sehr mit einer Rolle indentifizieren. Genau, wie die perfekte „Supermami“ auf die Nerven geht, gehen Vaterrollen-Väter auf die Nerven. Und dabei bin ich natürlich selber einer, halbtags und an den meisten Feiertagen. Doch es ist alles natürlich nicht so leicht. Viele frische Väter, die ich auf dem Spielplatz beobachte, hadern sicher genauso wie ich mit der Vaterrolle. Man ist tagsüber mit einem Kind auf dem Spielplatz Vater alleine unter Müttern (und ich rede nicht von jenen Anzugträgern mit Blackberry, die dann irgendwann gegen 16:30 Uhr mit ihren Kindern auf dem Spielplatz tummeln). Aus den lautstarken Bekundungen der deutschen Hartz IV-Muttis auf unserem Spielplatz an der Ecke, lässt sich schließen, dass in der Gesellschaft immer noch jenes Bild vorherrscht, jeder Kerl, der sich einfühlsam und ausgiebig um sein Kind kümmert, sei eine Sissy. Zum Glück war ich schon immer eine Sissy, man kommt also klar damit.

Harald Martenstein hat sich im „Kultur SPIEGEL“ (im Oktober 2006) mal mit dem neuen „Vaterland“ beschäftigt und geht auf heutige Vatertypen ein, die der französische Psychologe Jean Le Camus in seinem Buch „Vater sein heute“ beschreibt:
„Der „Fürsorgliche Vater“ hat sich schon vor Jahren in Filmen wie „Kramer gegen Kramer“ oder „Drei Männer und ein Baby“ angekündigt. Er ist ein Mann, der Breichen kocht, aufs Töpfchen setzt und in den Schlaf wiegt. Allerdings scheinen die Kinder trotz allen männlichen Breichenkochens und trotz des Emanzipationsdiskurses hartnäckig auf dem Unterschied zwischen Männern und Frauen zu bestehen. Le Camus zitiert Untersuchungen, nach denen sich Kinder auch bei gleichgewichtiger Rollenverteilung im Falle eines Wehwehchens lieber von der Mutter trösten lassen, während sie den Vater als Spielgefährten mindestens genauso attraktiv finden. Die Mutter scheint in der Entwicklung für „Bindung“ zuständig zu sein, der Vater für „Erkundung“. Und Väter, auch extrem fürsorgliche, bleiben Abenteurer und Raubeine, sie loben seltener und ermutigen häufiger als Mütter.“
Dies habe die Wissenschaft herausgefunden. Also sind doch die Kinder Schuld an meinen Rollenbildsorgen. Die Kinder werden von der Natur (oh je, die bösen Gene!) gezwungen, in Rollenklischees zu fühlen und zu handeln. Leider ist auch das mal wieder alles nicht so leicht, wie die französischen Theoretiker sich das mit ihrer traditionell hergebrachten Klassengesellschaft immer wieder so vorstellen wollen. Aber ich kann natürlich auch nicht das Gegenteil beweisen (alles ist kulturgesellschaftlich determiniert) und wahrscheinlich ist es die Mischung aus Natur und Kultur.

Wie finde ich mich aber nun zurecht in meiner eigenen Vaterrolle mit all dem Diskurs-Ballast, in einer monogamen, heterosexuallen Beziehung und mit lebhaftem Interesse (und hin und wieder Genervtheit) am Kind? Lesen hilft, wie man sich denken mag, nicht viel. Wenn ich aber nur aus dem Bauch heraus handele, entdecke ich in mir oft meinen Vater und dessen Vater wieder. Nicht alles war schlimm und falsch. Zuviel Konzept in der Erziehung verblendet, aber auch bloß nicht die Fehler der Vorgängergenerationen wiederholen. Und das Dilemma reicht ja noch viel weiter, denn nicht nur die Väter, nein überhaupt die Männerrollen sind am Wanken, wie es ganz treffend im neuen Pirsch-Blog zusammengefasst wird: Von Sissy zu Siegfried – Was Männer wirklich lernen müssen.

Optimistisch gesehen muss ich mir also, wie ich aus obigem Pirsch-Artikel lerne, meine Rollenkonflikte als flexible Rollenmodelle zwischen Macho und Softie verstehen, die ich situativ kombinieren darf. Ich muss nicht mehr „one size fits all“-Klischees entsprechen, sondern darf Rollen switchen. Nun gut, das kann ich. Kann mich nicht erinnern, je etwas anderes gemacht zu haben. Ist nur die Frage, wann das „Alles-ist-erlaubt“-Modell so in der Gesellschaft angekommen ist, dass ich mich um die Akzeptanz meiner selbst gebastelten Vaterrolle nicht mehr scheren muss.

Doppel-T (grau)



Photo uploaded by tristessedeluxe.


Kurz nachdem man am Auswärtigen Amt vorbei aus dem Wald raus ist und die erste Strandbucht vor sich sieht, liegt dieser Stein am Wegesrand. Er steht für mehr Liebe auf der Welt. Der Doppel-T ist eine gute Wahl dafür, denn immer dann, wenn Funktion und Nutzeffekt an erster Stelle stehen, werden Doppel-T und Wellenverbund gerne verlegt.

Und prompt klingelt das Telefon und besagter Freund ist dran

Bild 062 von #365

Es fällt nicht leicht, nach einer zwei-monatigen Blogpause, einfach wieder anzufangen. Eigentlich war ja gar keine Unterbrechung mit dem Ins-Internet-Schreiben. Aber hier habe ich pausiert, mit der leisen Hoffnung, mir ein wenig klarer darüber zu werden, mit was für Themen und Schwerpunkten ich mich beschäftigen möchte und in welcher Form das auf meinem Blog geschehen soll. Denn die private Nabelschau alleine, nun, die bringt ja niemandem wirklich einen Erkenntnisgewinn. Eigentlich hatte ich nun gehofft, nach einer gewissen Zeit, mit einer schicken Zäsur wieder zu starten, zu re:launchen, eventuell auf eigener Domain, wie die Großen. Doch daraus wird erst einmal nichts. Ein wenig das Layout aufgefrischt, die Helvetica statt der Verdana, das muss erst einmal reichen. Hauptsache überhaupt wieder einen Anfang finden.

Ein Grund für die Blogpause war, dass ein guter Freund so ehrlich war, mir zu sagen, dass er meine Blogtexte eher nur so mittelmäßig fände. Er meint, wenn ich wirklich schreiben wolle, dann solle ich mich mal ein bisschen mehr ins Zeug legen. Denn Weblogschreiber, die würden doch nur vor sich rumdümpeln (er verglich das direkt mit einer Phase in seinem Leben, in der er sich selber Selbstverwirklichung mit einem kleinen Projekt vorgemacht hat, sodass das nicht als Beleidigung gemeint war). Und da ich viel Wert auf die Meinung von guten Freunden lege, hab ich mir den Hinweis auf eine gewisse Mediokrität und einige seiner gut gemeinten Ratschläge zu Herzen genommen. Das Problem dabei natürlich, wenn man nicht mehr aus Impuls schreibt, Blogtexte erst reifen lässt, werden sie einem schnell lästig und auch nichtig. Hinzu kam gleichzeitig der starke Wunsch nach Veränderung in meinem beruflichen Leben. Mehr Klarheit über meine Fähigkeiten und Ziele, mehr Selbstbewusstsein sowie eine Professionalisierung in von mir bestimmten Themenbereichen.

Das ist momentan alles noch im Prozess befindlic. Aber es lösen sich derzeit beständig kleine und größere Knoten in meinem Denken. Für dieses Blog heisst es erst einmal: Weitermachen. Man muss loslassen können von fest gefahrenen Strukturen. Das Bloggen könnte für mich auch zu so einer Einbahnstraße werden – ein schönes Hobby, was man als Heranwachsender tut, in Phasen der Ich-Werdung. Ein Baden im eigenen Sumpf, das einem den Schritt zur Veränderung verwehrt. Nun, liebes Tagebuch, ich schnuppere inzwischen Erwachsenenweltluft. Ich werde Dich entsprechend anders behandeln (und ich hoffe, mir damit nicht selber die Latte zu hoch zu hängen). Man wird sehen.

Film: Watchmen – Die Wächter

:::: gesehen am 24.2.2009 im CineStar (Pressevorführung)

USA 2009 – Regie: Zack Snyder – mit: Jackie Earle Haley, Patrick Wilson, Malin Akerman, Billy Crudup, Matthew Goode, Jeffrey Dean Morgan, u.a.

Heute ist offizieller Start des Film, dem ja doch ein gewisser Hype folgt. Aber ich habe noch keine Zeit gefunden, mir innerhalb der letzten Woche seit der PV eine abschließende Meinung über den Film zu bilden. Was an sich ein gutes Zeichen ist, denn man kann den Film nicht mal eben einfach kategorisieren und in einer Schublade verschwinden lassen. Harter Brocken, auf seine Art. Direkt nach der Vorführung habe ich getwittert: WATCHMEN gesehen. Viel Wumms, etwas amerikanische Volkspsyche, im Kontext Comic-Verfilmung aber ganz ok. Bin zu alt für sowas. Man war erschlagen, nicht nur ich, sondern das Publikum der Pressevorführung allgemein wirkte etwas müde. Wohl aus dem selben Grund, aus dem ich mich freute, keine professionelle Filmkritik über den Film schreiben zu müssen. Ich interessiere mich nicht so sehr für den Diskurs Comicverfilmung, als dass mich das Thema vollends aufblühen lässt. Viel mehr aber hat mich beim Sehen das historisch-soziologische Gefüge des Stoffs interessiert. Die ganze Schiene, immer wieder faszinierende: History, Identity and Society in Popular American Cinema … aber das ist ja weniger dem Film als der Vorlage selber anzuerkennen.

thgroh schreibt im Perlentaucher (weiter unten) und in ähnliche Richtung würde ich meine Kritik auch ausrichten:
Nur ist eben alles, was gut ist am Film, nicht Produkt eigener Reflektionsleistung, sondern abgepaust. Das wenige Eigene – Snyder pflegt auch hier seinen Fetisch für Zeitlupendynamik im Scharmützel – wirkt eher unerheblich, mt einer Ausnahme: der herrlich geglückten Vorspannsequenz, die in zahlreichen tableaux vivants das alternate history setting ausbuchstabiert. Es ist ein ständiges Apropos, ein ständiges Nicken in Richtung Comicheft: Schaut her, schaut hier, sehet dies, sehet das – ein Fabulieren in Bildern, denen, und dies eben ganz im Gegensatz zur Vorlage, jedes Rätsel, jede Anspielung zugunsten der bloßen Präsenz des Erwartbaren gründlich ausgetrieben wurde.
Der Film macht durchaus Spass, er versucht eine ungewohnte Dramaturgie (statt Anfang, Höhepunkt, Ende gibt es Anfang, Höhepunkt, noch einen Anfang und ein Ende) ich hab es nicht bereut ihn zu sehen. Doch bleibt ein fader Beigeschmack. Der Film scheitert im Vergleich zur Comic-Vorlage respektabel.

Ansonsten interessant: Watchmen Shouldn’t Be A Movie, Viral Video: Who Watches the Watchmen? – A Veidt Music Network (VMN) Special – 1983 und der popkulturjunkie mit sehr positiver Meinung.