Berlinale IV

THE CONTROL ROOM
USA – Regie: Jehane Noujaim
::::gesehen am 8.2.04 im Forum der Berlinale / Sondervorführung
Dokumentation über die Berichterstattung während des Golfkriegs. Der Film beginnt im März 2003 – kurz vor den Angriffen auf den Irak. Während des Krieges beobachtet der Film die Journalisten von Al Jazeera, dem einzigen (und unabhängigen) Nachrichtensender in der arabischen Welt und westliche Journalisten im „CentCom“ des US-Militärs in Qatar. Im Mittelpunkt steht die Frage nach Möglichkeiten der objektiven, fairen und ausbalancierten Berichterstattung während des Krieges, in einer Situation, wo das Militär Informationen steuert und manipuliert. Die Interviews mit Journalisten von Al Jazeera zeigen den Konflikt zwischen persönlicher Sicht und journlistischer Professionalität. Ganz ähnliche Fragen stellen sich die westlichen Journalisten, die einerseits gezwungen sind, zu verbreiten, was ihnen auf den Pressekonferenzen des Militärs vorgegeben wird, andererseits sich darüber bewusst sind, dass ihnen das gesamte Bild vorenthalten wird und sie damit Teil des Kriegs werden.

Der Film wurde noch außerplanmässig ins Programm der Berlinale aufgenommen, weil er kürzlich auf dem Sundance Filmfestival in den USA so große positive Resonance bekam. Dass was der Film letztendlich zeigt ist, dass es noch andere Perspektiven auf die Welt gibt, als wie sie die US-Medien verbreiten, dass Fernsehen eine Frage der Macht, der Interessen und der Sichtweisen ist. Das ist ja eigentlich nichts neues, es scheint, dass mit den positiven Kritiken in Amerika, die Amerikaner erst wieder eines ihrer höchsten Ideale neuentdecken müssen: Die Meinungsfreiheit. Das sagt viel über die momentane Situation in den USA aus. Im Filmgespräch nach der Vorführung wurde die Filmemacherin gefragt, was ihre größte Angst während des Filmes war. Sie antwortete, in ihrem Land als „anti-amerikanisch“ zu gelten und nie wieder arbeiten zu können. Schon hart: nur weil man in einem intelligenten und nuancierten Dokumentarfilm zeigt, dass das Militär die Berichterstattung kontrolliert, dass die Motive und Vorgehensweisen der US-Regierung zu hinterfragen sein können, und dass es in diesem Krieg kein „Gut-und-Böse“ – Schema gibt. Scheint so, dass die USA deftigst Nachhilfe in Pluralismus und demokratischen Idealen braucht.

EL TREN BLANCO (Der weiße Zug)
Argentinien – Regie: Sheila Perez Giménez, Nahuel und Ramiro Garía
:::: gesehen am 9.2.04 im Forum der Berlinale
Doku über Menschen, die sich in Buenos Aires ihren kläglichen Lebensunterhalt mit dem Sammeln von Müll für Recyclingfirmen verdienen. Sehr detailierte Beobachtungen mit Interviews. Immer wieder der Stolz der Menschen, nicht kriminell zu werden, oder zu betteln, sondern mit Arbeit sich über Wasser zu halten. Gegenübergestellt werden Aufnahmen von Plünderungen und Aufständen in Argentinien. Stellenweise etwas sentimental, aber insgesamt sehr nachdenklich stimmend.

DIESES JAHR IN CZERNOWITZ
Deutschland – Regie: Volker Koepp
:::: gesehen am 9.2.04 im Forum der Berlinale
Fortsetzung des Themas von Volker Koepps erfolgreicher Dokumentation „Herr Zwilling und Frau Zuckmann“. Mit einigen Emigranten und deren Nachkommen, darunter der Schauspieler Harvey Keitel, kehrt der Regisseur nach Czernowitz und Umgebung zurück und betrachet Vergangenheit und Gegenwart jüdischen Lebens in der Bukowina. Einige sehr persönliche Momente haben mich beeindruckt, in denen das Problem der Immigration und Assimilation in einem neuen Land in Verbindung mit der eigenen Herkunft und Heimat thematisiert wurden.

Berlinale III

THE STRATOSPHERE GIRL
Deutschland, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande – Regie: M.X. Oberg
::::gesehen am 8.2.04 im Panorama der Berlinale
Die 18-jährige Angela zeichnet mit Begeisterung Comics im Manga-Stil. Spontan entschließt sie sich, in Japan zu leben. Sie bekommt einen Job als Hostess und lebt in einer WG, aus der eine Russin auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Angla versucht, die Sache zu klären, und zeichnet Mangas in denen naive Europäerinnen in die düstere Unterwelt Tokios verschleppt werden. Atmosphärisch sehr schöner Film.

THE ADVENTURES OF IRON PUSSY
Thailand, Regie: Apichatpong Weerasethakul
:::: gesehen am 8.2.04 im Forum der Berlinale
Eine schrille Travestiekomödie: Iron Pussy bekommt als Spionin den Auftrag, einen Drogenring zu entlarven. Ziemlich schräg, hatte aber was.

THE YES MEN
USA – Regie: Dan Ollman, Sarah Price, Chris Smith
:::: gesehen am 8.2.04 im Panorama der Berlinale
Doku über die Aktionen der Yes Men, einer Gruppe von Aktivisten, die sich mit satirischem Witz als Vertreter der Welthandlsorganisation WTO ausgeben und auf Konferenzen in der ganzen Welt auftreten, wo sie die Teilnehmer mit überraschenden Ansichten konfrontieren. Sehr witzig teilweise.

Ich habe heute nicht so viel Meinung über die Dinge. Bin ziemlich müde. Treffe auch keine Leute heute. Gleich sehe ich noch einen Film mit der Liebsten und dann Schluss für heute.

Berlinale II

LALECET AL HAMAIM (Walk on Water)
Isreael – Regie: Eytan Fox
::::gesehen am 7.2.04 im Panorama der Berlinale
Ein Mossad-Agent erhält den Auftrag, den Enkel eines Nazis zu überwachen. Der Enkel lebt in Berlin und besucht seine Schwester, die in einem Kibbutz lebt, um sie zu überzeugen doch zum 70. Geburtstag ihres Vaters zu kommen. Der Agent und der Deutsche freunden sich an. Der Deutsche denket, sein Großvater sei schon tot und der Agent findet Gefallen an diesem Deutschen, der nicht so recht in sein Weltbild passen will. Der Agent folgt dem Enkel nach Berlin, dort taucht der Großvater wieder auf und die Freundschaft wird auf eine Probe gestellt.
Gute Dialoge, gute Story, hat Witz und ist ernst. Ich kann den Film wirklich empfehlen, war nur die letzte Vorführung auf der Berlinale.

Dann wollte ich eigentlich „Stratosphere Girl“ sehen, aber es gab einige Probleme beim Einlass. Hab mich mit dem Kinomanager angelegt. Der „Kinomanager“ vom Zoo Palast hat die Bezeichnung Manager nicht verdient, finde ich. Jemand, der so hektisch und aufgeblasen immer überall im Foyer rumrennt, nur weil endlich mal der Zoo Palast „ausverkauft“ ist, nicht weiss, bis wann seine Einlasser arbeiten, um dann selber den roten Teppich einzurollen, scheint mir einfach in dem Job überfordert. Ausverkaufte Sääle sind ja der Deal der Berlinale, und wenn ich von Bekannten im Kino höre, es sei nicht sooo voll, der Herr Kinomanager das aber nicht hin bekommt, sich da mal selber ein Bild von zu machen, dass Verkaufzahlen und tatsächliche Besucher während der Berlinale etwas anderes sind, finde ich, dass die Berlinale mit recht dem Zoo Palast als Premierenkino den Rücken gekehrt hat. Da ist ja sogar der Cine Star besser organisiert.

Naja, hat mir alles ganz schön mein Programm durcheinander gebracht, aber der Ausweichfilm war dann auch okay:

GO FURTHER
Kanada – Regie: Ron Mann
:::: gesehen am 7.2.04 im Panorama der Berlinale
Was macht eigentlich die amerikanische Ökobewegung? Der Schauspieler und Umweltaktivist Woody Harrelson (Was ich nicht wusste: Harrelson ist selber Aktivist) begibt sich mit einigen gleich gesinnten Freunden in einem von Biosprit angetriebenen Bus auf eine Tour von Seatle nach Los Angelses. Sie besuchen Colleges und Ökobauern, diskutieren mit Befürwortern und Gegenern ihrer Umweltanliegen.
Das schöne an Dokumentationen aus Amerika ist, dass die so locker sind, sich selber und das Thema auf eine angenehme Art nicht zu „ernst“ nehmen, aber trotzdem ihr Anliegen rüber bringen können. In „Go Further“ ist alles voll Sonnenschein – Peace, Love & Happiness – die Umweltschutzmission liegt offensichtlich und trotzdem schaut man es sich gerne an. Weil da Menschen versuchen für eine überzeugende Sache, ihr eigenes Leben um zu stellen. Weil es nebenbei noch eine nette Liebesgeschichte gibt, und auch weil es unfrewillig komische Bilder gibt (z.B. von singenden Aktivisten im Wald).

Etwas enttäuscht, nur 3 Filme gesehen zu haben, noch ein Bier getrunken, spricht mich einer an „sassen wir nicht gestern in dem polnischen Film nebeneinander…?“ – Nettes Gespräch, ein Journalist.
Zuhause hing unten ein Zettel, von wegen Einweihungsparty. Sind R. und ich noch hin gegangen. Neue Nachbarn. War sehr lustig. Waren fast die letzten Gäste.

Berlinale I

So, endlich bin ich im Berlinale-Fieber. Gerade eine kleine Pause, da ich für den kroatischen Film im Berlinale Palast keine Karte mehr bekommen habe. Auch gut, kann ich gleich mal aufarbeiten, was bisher geschah…

Los gings ja am Donnerstag. Bin 5 Minuten zu spät zum Akkreditierungscounter gekommen, gab’s für mich also am Abend keine Chance mehr, was zu sehen. Nach Hause gefahren, abgewaschen und dann Rosa von Praunheims Doku über die RATTEN 07 auf arte gesehen. Immer wieder ein interessanter Effekt, Leute in Filmen zu sehen, die mit denen man auch schon mal in echt zu tun hatte.

Freitag vor der Arbeit dann die Akkreditierung geholt, kurz schlau gemacht, dann nach der Arbeit kurz vorm McDonald’s K. getroffen, um ihr die Videos aus Wien zu übergeben. Dann der Hammer: Hab kurz V. getroffen, die mir erzählt, dass sie schwanger ist. In V. war ich mal ein bißchen verliebt, ist aber alles immer irgendwie nicht so leicht gewesen. Nun also bekommt die erste Person, die ich etwas näher kenne, ein Kind. Toll! V. ist übrigens eng mit der Entstehung des Namens „tristesse deluxe“ verbunden, aber das nur am Rande.

Dann endlich, der erste Film:

AKAME SHIJYUYATAKI SHINJYUMISUI (Akame 48 Waterfalls)
Japan – Regie: Genjirou Arato – 159min.
:::: gesehen 6.2.04 im Panorama der Berlinale
Ikushima tritt einen Job in einem Restaurant des Slums von Amagasaki an. Er beginnt eine Affäre mit Aya, die von ihrem Bruder an eine Yakuza-Bande verkauft wird. Ihr Schicksal scheint besiegelt. Ikushima beschließt, gemeinsam mit Aya zu sterben. Ein ruhiger Film, etwas zu ruhig für meine Stimmung. Bin nach 1 Stunde raus, weil ich nicht reinkam und den Kopf noch bei V. hatte.

Also rüber in Cinestar…

NIENASYCENIE (Insatiability)
Polen/Tschechische Republik – Regie: Wiktor Grodecki
:::: gesehen am 6.2.04 im Panorama der Berlinale
Schwarze Konödie um einen jungen Mann, der seine ersten Schritte ins Erwachsenleben tut, bisexuelle Kontakte pflegt und von seiner Umwelt zu einem wahnsinnigen Mörder gemacht wird. Während die chinesischen Kommunisten in Europa die Oberhand gewinnen, ermordet er sein eigenes Gehirn… Ziemlich hysterisch, viel Lärm, viel Overacting – was alles paßte, aber schon merkwürdiger Film. A., den ich vorher getroffen hatte, ist bald aus dem Film rausgegangen.

KYO NO DEKIGOTO (A Day On the Planet)
Japan – Regie: Isao Yukisada
::::gesehen am 6.2.04 im Panorama der Berlinale
Sieben Freunde, die sich in der Wohnung des Collegestudenten Masamichi treffen, durchwachen eine Nacht. Wichtige und unwichtige Dinge passieren – es ist ein weiterer, ganz normaler Tag im Leben. Nach einem Roman von Tomoka Shibazaki. Ganz nett eigentlich. Da ist ein gestrandeter Wal und ein Mann, der in einer Mauerspalte feststeckt – genau wie die Dialoge der Studenten nicht voran kommen. Am Morgen ist der Wal weg, der Mann befreit und alles sieht freundlicher aus. Ein etwas „junger“ Film, der zwar nett erzählt ist, mich versöhnlich gestimmt hat, aber nicht umgehauen.

Ja. Jetzt eben erst einen Film gesehen, weil ich noch Schlange gestanden hab für Tickets und Geburtstaggeschenk besorgt…

TEXAS – KABUL
Deutschland – Regie: Helga Rademeister
:::: gesehen am 7.2.04 im Panorama der Berlinale
Die Regisseurin spricht mit vier Frauen aus Indien, Serbien, Afghanistan und den USA. Alle engagieren sich gegen Krieg und Globalisierung und für die Menschenrechte. Die Mischung aus Reisefilm und Interviews ist spannend. Einnehmende Bilder – oft von Kindern – und kluge Standpunkte und Äusserungen der Frauen.

Lektüre

Ein aktuelles Interview mit dem amerikanischen Filmwissenschaftler David Bordwell:

„Was kann es noch für einen Sinn haben, Maler zu werden – Für filmtext.com sprach Regisseur Christoph Hochhäusler „Milchwald“) mit dem US-Filmwissenschaftler David Bordwell über Globalisierung, Renaissance und Hong Kong“

http://www.filmtext.com/start.jsp?mode=3&thema=I&key=28

Das Fenster zum Hof

gestern Nacht stand gegenüber, über den großen Hof da in der Etage, wo die WG ist von den jungen Leuten, die auch immer mal auf dem Dachvorsprung sitzten im Sommer, ganz lange eine Frau (?) – oder eine Person mit langen Haaren – bei Licht am offenen Fenster. Ich konnte nicht genau erkennen, was sie macht. Sie hat sich leicht bewegt, immer mal mit den Armen geschlackert. Auch einmal kurz und heftig, als ob sie mit jemanden redet. Aber vielleicht stand sie auch nicht am Fenster, sondern saß. Vielleicht auch am Tisch? Geraucht hat sie nicht. Ich auch nicht. Irgendwann ist sie vom Fenster weggegangen, das Licht war noch an, das Fenster noch offen. Vorhin immernoch.

Doku Sichtung VI

:::: Dokumentarfilm-Auswahlsichtung für die GFT am 4.1.04 bei mir

ES GEHT VORBEI
Deutschland 2003 – Regie/Buch/Kamera: Cristina Amrein – Filmakademie BW – 68min

Doku über eine 26-jährige, die gegen einen bösartigen Knietumor kämpft, gegen die Nebenwirkungen der Chemotherapie und mit Galgenhumor gegen die Angst vor der großen Operation. Der Film begleitet sie über mehrere Monate und versucht auch ihre inneren Bilder zu zeigen. Einnehmendes Thema, filmisch dicht dran an der Person, Stimmungs- und Traumbilder wirkten ein bißchen zu aufgesetzt/ zu sehr vom Kopf motiviert.

GAASTDIEP- EIN MATROSENFILM
Deutschland 2002 – Buch, Regie: Svenja Klüth, Knut Karger, Philip Vogt – HFF München – 47min.

Auf dem in Rumänien gebauten, unter gibraltarischer Flagge fahrenden, von einem deutschen Reeder verwalteten Frachtschiff mit dem holländischen Namen Gaastdiep arbeiten polnische Seeleute. Sie fahren zwischen Frankreich und Portugal. Sie transportieren Holz. Es ist Herbst.

Der Film begleitet drei Matrosen der Gaastdiep und beobachtet ihr Leben an Bord. Zwischen Putzen, Streichen und anderen anfallenden Arbeiten bleibt nur wenig Zeit, um persönlichen Beschäftigungen nachzugehen. Der Raum jedes einzelnen an Bord ist begrenzt und selbst im Hafen bietet sich selten die Möglichkeit, das Schiff zu verlassen. Janusz, „Dickerchen“ und Tomek sind seit sechs Monaten an Bord. Als die Verträge von „Dickerchen“ und Tomek auslaufen, bedeutet das auch das Ende einer Männerfreundschaft.

SLAVKO
Deutschland 2003 – Regie: Jan Gabriel – Filmakademie BW – 25min.

Slvako ist Serbe und lebt seit 12 Jahren in Deutschland. Er hat Famile, einen Sohn und eine Tochter. In der Ortschaft ist er akzeptiert, arbeitet als Lehrer und ist engagiert in einer Adventistengemeinde. Aber obwohl sein Lebensmittelpunkt in Deutschland ist droht ihm und der Famile jetzt die Abschiebung.

Fly Utopia

Irgendwo auf einem Plakat am U-Bahnhof hatte ich neulich mal gelesen, Berlin bräuchte Utopien statt Reformen. Das war keine Werbung für die transmediale.O4 mit dem so ungefähr auch so’n Motto. Fly, drive, ship away… Wie auch immer. Über Motten muss ud sollte man nicht zu viel nachdenken. Ist im nächsten Jahr sowieso wieder anders.

Ja. Hab ich ja nun doch noch nicht so viel gesehen auf der transmediale. Nachdem ich gestern beim Aufräumen meines Computers im Folder, wo die Attachments immer landen auf so eine Datei klickte, wo ich noch dachte „Was ist das denn wohl für ein Bildschirmschoner“, hatte ich einen lustigen Sober-Wurm in Gang gesetzt. Das musste ich dann erstmal reformieren, statt sich am Nachmittag auf medienkünstlerische Utopien einzulassen. Aber nachdem J. und ich Nachts noch ausgiebig der anderen J. den Kopf gewaschen haben wegen ihrer merkwürdigen Affäre da, sind wir heute Nachmittag noch ins Haus der Kulturen gefahren. Hab mir einiges auf Monitoren angesehen aus dem Videoprogramm. Dabei hat mir am besten das Programm zum 11.9. gefallen. Und da am besten fand ich die Arbeit White Balance [to think is to forget difference] – von Francois Bucher.

White Balance (to think is to forget difference) is an effort to uncover the geographies of power, the frontiers of privilege. It revisits this problem from different angles, creating short circuits of meaning which are hosted by improbable audiovisual matches. Media and internet footage is intermixed with images shot in downtown Manhattan before and after the September 11th attacks. The video presents a question that needs to be visited over and over, a question that is always and necessarily larger then ourselves. Yvonne Rainer asked this question in her film Privilege: „Šis ‚permanent recovering racists‘ the most we can ever be?“ In this sense, offering a meta narrative that would pretend to describe the issues at stake is a failure to understand the layers of unspeakability that are hidden in the question of whiteness. The piece opts for a poetic language, an address that seeks to arouse thought by concentrating on the openings of the audiovisual experience, in the short-lived moment of the in-between. (transmediale.04)

Ein bischen wie bei Harun Farocki, aber assoziativer und nicht so sehr alleine auf der Analyse des Bildhaften an sich. Bin ich gut rein gekommen, in das Stück. Aber hab halt nicht alles geschafft zu sehen. Dann war da noch einer, der meinte zu seiner Freundin, als er das Stück sah, „das Problem an Videokunst ist ja immer, dass das so intellektuell ist…“ – Tja, was der Bauer nicht kennt… Wie damals vor 12 Jahren in der Picasso-Ausstellung in Hamburg, wo so ein junger Mensch sich mit mir in einer Diskussion vestrickten wollte, was denn an dem Zeug Kunst sei.

Und sonst? – Hab den kleinen Fernseher wieder vom Dachboden geholt und ans Bett gestellt.

Als es nur fünf Fernsehprogramme gab, überstieg es schon weit das geistige Vermögen der beiden Deutschlands, diese zu füllen. Heute, bei mindestens fünfzig Programmen, bleibt nur noch, die Sendezeit totzuschlagen. (Harun Farocki)

Иван-дурак (Ivan the Idiot)

Russland 2002 – Regie: Alexander Doulerain und Sergei Koryagin – Darsteller: Sergei Koryagin, Inna Kolosova, Boris Yuhananov, Oleg Haibullin, Dmitry Troitsky, Gleb Aleinikov, Sergei Chonivshily, Nina Ruslanova – 95min.
:::: gesehen am 3.1.04 auf Video bei mir (Auswahlsichtung für die GFT)

Eine russische Cyberkomödie. Der junge Ivan fährt zurück in seine Heimatstadt. Auf der rasanten Fahrt überfährt er beinahe eine junge Frau, die an Amnesie leidet und aus der Klinik des Genies Dr. Strauss geflohen ist. Nicht nur dass der böse Doktor heimlich in sie verliebt ist, er hat sie zum Subjekt eines fehlgeschlagenen Experiments gemacht, indem er ihr Gehirn an einen Computer angeschlossen hat. Jetzt hat sie Probleme sich an die Realität anzupassen. Um die Frau an sich zu binden, unternimmt Dr. Strauss einen letzten verzweifelten Versuch. Er versteckt sie mit Hilfe seines Computers in einer Untergrundrealität, aus der Ivan und seine Freunde sie nur hoffen können, zu befreien.

Der Film ist eine Skurrilität. Eine Vermischung von Klassikern des russischen Kinos mit heutiger Performance Art von einer neuen Generation Independent-Filmemachern. „Ivan der Idiot“ ist eine der populärsten Figuren russischer Folklore mit einer grundelgenden Fabel: Der Held Ivan befreit eine schlafende Schönheit aus den Fängen des Bösen. Hier erzählt als ein „Cybercomic“. Anspielungen auf „Matrix“, „Men in Black“ und anderen modernen Hollywood-Sci-Fi-Blockbustern vermischen sich mit Symbolen kultureller Identität Russlands in einem wirren Cyberspace. Die russische Seele, eine Auferstehungs-Sekte, westliche Pop-Kultur, die außeridische Erlösung. Viele Anspielungen, die nur der Russlandkenner zu entschlüsseln vermag. Postmoderne halt mal auf russisch. Der erste Cyber-Punk Film aus Russland, den ich gesehen habe.Stistisch ist der Film harsch, um nicht zu sagen trashig. Low Budget mit Detailliebe und viel kulturkritischem Konzeptionalismus.

|Englische Infos zum Film auf der offiziellen Site