Meine Mutter …

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(in: Die ZEIT, 27.12.2012, letzte Seite)

Auf der Rückfahrt aus Weihnachten nach Berlin schrieb mir meine Mutter eine SMS, ob ich denn schon die aktuelle ZEIT gelesen hätte, die letzte Seite. Hatte ich natürlich nicht, denn ich lese Zeitungen wenn, dann nur noch fragmentiert online (ja, Zeitungssterben). Ich verneinte und fragte, worum es denn ginge. Ich solle selber lesen, antwortet sie. Link or it didn’t happen.

Als ich dann während eines Tankstellenstopps endlich diese Zeitung in der Hand hielt und die letzte Seite aufschlug, sah ich sofort, worum es ging. Sie hatte einen Leserbrief geschrieben. Es ist schon eine Sache mit der Erinnerung und der Flüchtigkeit von Dingen. Das Bild habe ich sofort erkannt. Ich wusste aber nicht, dass das da immer noch an einer Wand hängt. Ich kann mich tatsächlich auch gar nicht mehr an die äußeren Umstände erinnern, wie und wann dieses Stickbild. Welche Klasse? Welche Kinder waren noch in der Klasse? Wie hieß die Lehrerin? Nicht nur das Digitale ist flüchtig, Erinnerung ist flüchtig.

Und während gerade überall im Blogland gerufen wird, wir sollen alle wieder mehr bloggen und uns das Internet zurück erobern, denke ich, wir sollten alle wieder viel mehr Leserbriefe schreiben, um den Redaktionen der klassischen Medien zu helfen, relevant zu bleiben.

Außerdem hat sich Huck wunderbar damit beschäftigt, mit was für Fragen ich in meinem Daily Job als Interneterklärbär konfrontiert bin, was ich da so mache und denke, aber nie laut zu erzählen wagte.

In welcher Dimension leben nun diese kontaktlosen Menschen?

Ich lese gerade ein Buch über das Wandern, weil ich gern draußen bin und wandere: Frédéric Gros: "Unterwegs – Eine kleine Philosophie des Gehens". Doch mit diesem eindimensionalen Absatz hat der Autor mir eben gerade die vorherigen 200 (eigentlich ganz erbaulichen) Seiten mit einem Mal verleidet. Merkwürdiges Weltbild legt der werte Herr hier an den Tag. Schade eigentlich. Ich les es trotzdem zu Ende. Ist literarisch und philosophisch ja eher fußgängerisch geschrieben ;-)

Vor Jahren …

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Ich vor 15 Jahren. 1997 in Berlin Mitte.

Heute morgen, alle schliefen noch, bin ich durch einen Tweet auf das hübsch illustrativ geschriebene Musiktagebuch der De:Bug Rückblick: 15 Jahre Feiern in der Hauptstadt (Teil 1) gestoßen. Nicht dass ich jemals wirklich tief drin war in der Clubszene. Trotzdem beschreibt es eine wichtige Zeit für mich. Die Texte beschreiben in dieser Verdichtung sehr genau, was in den letzten 15 Jahre mit Berlin, den sich dauernd neuschreibenden Hypes um Stadtteile und der Clubszene passiert ist. Kein Grund zur Melancholie. Nur ein Rückblick. Siehe auch Teil 2 und Teil 3.

Und wo wir gerade bei Rückblicken sind (es war ja mein 40. Geburtstag im letzten Monat): Vor ein paar Tagen bin ich im Internet zufällig im Fotostream von @matesl auf ein ein paar Erinnerungsstücke von der Fusion 2006 gestoßen, die ich hier mal rein kopiere. Vor sechs Jahren, süße 34.

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Bloggen wie früher.

Zuerst dachte ich, es wäre ein irgendwie merkwürdig gelagerter Marketing-Reply, den ich da auf Twitter erhielt:

Dann dachte ich, es sei irgendwer aus meiner Heimatstadt Lüneburg, der mir zwar auf Twitter folgt, den ich aber selber nicht einorden konnte. Nun erst ist der Groschen gefallen, wer hinter dem Account eines Bio Delis im Prenzlberg Mitte steckt. Ein lieber, alter Bekannter. Und er Blog auch so wie früher! Toll: rausausberlin!.

Essen muss man. Und man muss mehr bloggen wie früher.

Ausgewechselt.

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Was muss das für ein Quantensprung sein, von einem Nokia 6230 (Jahrgang 2004) auf ein heute zwei Jahre altes iPhone zu wechseln? Ich selber habe alle zwei Jahre das Handymodell aktualisiert, war schon früh begeisterter Nutzer vom mobilem Internet, habe also die technische Evolution in angemessener Zeit durchschritten. Die Liebste hat gestern ihr altgedientes Handy ausgewechselt und trägt ab jetzt mein altes iPhone 4 auf. Mit großer Neugier, Freude und Leichtigkeit haben wir zusammen die alte SIM-Karte mit der Nagelschere auf eine Micro-SIM für das iPhone gestutzt und einen kleinen Datentarif hinzu gebucht. So soll es sein.

Man bildet sich ja am Anfang immer so viel ein. Ob es nun bestimmte Bands, talentierte Regisseure, das Bloggen, mobiles Internet, Smartphones, oder gar Twitter ist – irgendwann wird alles, was man mal für sich mit Begeisterung entdeckt hat, Normalität. Das ist gut. Ich darf mir nur nicht immer so viel drauf einbilden, endlich Teil einer Avantgarde gewesen zu sein. Ich bin gespannt, wie sich das technische Update in unsere Familien einleben wird. Die Vierjährige hat es zumindest schnell verstanden, dass sie jetzt zwei Elternteile hat, die sie anbetteln kann, um Schlumpfendorf zu spielen.

What’s next? Das ist eine sehr traurige Frage, denn da ist gerade gefühlt Nichts. Vermutlich kommt da so schnell auch nichts Revolutionäres. Eher Konsolidierung von Bekanntem. Ich sag bescheid, wenn ich was finde.

Man kann es nicht oft genug sagen.

Eben grade weil die Plattformen, die im Netz heute zur Verfügung stehen, nicht mehr Content-Abspielstationen sind, sondern Interaktions-Schnittstellen, muss man sein Marketing neu denken. Denn nun wird möglich, was früher undenkbar erschien: dass man sozusagen in öffentlichen "Workshop-Settings" mit seinen Kunden gemeinsam die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft, die Chancen, die Möglichkeiten, die Ideen für seine Marke und seine Produkte bespricht. Das (Consumer-)Marketing bewegt sich dabei weg von "ich mache was mit Medien", hin zu "ich mache was mit Menschen."

via ConnectedMarketing.de: Kleine Faustregel für die Marketing-Arbeit mit dem Social Web.