Es schreibt wieder über uns

Es ist ja ganz nett, Teil einer medial aufgewerteten Looser-Generation zu sein. Die aktuelle Zitty, die eine junge Studentin heute morgen mir gegenüber in der U-Bahn las, hat eine Titelstory einer 22-jährigen: „Die wollen nur spielen“ – Menschen um die 30 können oder wollen nicht vorwärts. Aber es hilft nicht wirklich. Wieder fühle ich mich erwischt, durchschaut und doch nicht wirklich verstanden. Wieder das Gefühl, gar nichts wirklich ändern zu können, sondern verdammter Teil einer greisen Jugendbewegung zu sein.

Mir schwirrt der Film Die Spielwütigen von neulich noch durch den Kopf. Sich auf eine Profession festlegen, gleich nach der Schule, mit klarer Vorstellung eines Lebenssinns aus dem Inneren heraus die entscheidenden Weichen stellen können, komme was da wolle. Sehnsucht, jünger zu sein.

Gestern im Offenen Kanal Berlin gab es Uni-Streikfernsehen. Studierende, die nicht mal ohne sich zu verheddern vom Blatt lesen können, dann sich ihr Lachen nicht verkneifen können und gestikulierend die Regieanweisungen kommentieren. Live. Keine Sehnsucht, jünger zu sein.

Doku-Sichtung VII

Auswahlsichtung für die GFT am 16.2.04 bei P.

Porrajmos – The Gipsy Holocaust
Ungarn 2002 – Regie: Agota Varga – 93min
Erinnerungen der Verletzung von Zigeunern in Ungarn gegen Ende des 2. Weltkriegs

Csúnya Betegség (Nasty Disease)
Ungarn 2002 – Regie: Zolt Juhász, Sára Schilling, Péter Szalay – 26min.
Die Eisenbahn und Dampfloks sind Lebensinhalt von 3 Männern mit unterschiedlicher Sicht auf den Umgang mit der Maschine- 3 Generationen: eine beendete Karriere, eine Erfüllung des Lebenstraums, eine Suche nach der Erfüllung.

Große Ausfahrt
Deutschland 2002 – Regie: Maximilian Erbacher – 60min
Porträt von Tagebauarbeitern

Sapiens
Regie: Alexander Ragoschkin – 13min
Zur Auflockerung ein Kurzspielfilm, der sich zu uns verlaufen hatte: Perspektive einer Pflanze von einem Straßenrand aus, Autos, Menschen und Tiere kommen vorbei. Dinge geschehen, bis die Blume geplückt wird. Sehr schöner Kurzfilm.

Mikor Szolgának Telik Eszlendeje (When Serving Years Go Past)
Ungarn 2002 – Regie: Attila Moharos – 42min
muss ich nochmal nachsehen, kann mich gerade gar nicht dran erinnern

Tabu
Ungarn 2003 – Regie: Ester Nordin – 75min
Doku über das Tabu der Sexualität von geistig Behinderten. Viele Einzelfälle, viele unterschiedliche Institutionen in Ungarn und ihre Herangehensweise an das Problem. Quantität statt qualitative Auswahl.

Táncremd (Ballroom Dancing)
Ungarn 2003 – Regie: Lívia Gyarmathy – 46min
Ein Tanzlehrer fährt auf ein Dorf ins Nirgendwo, um den Bewohnern Tanzunterricht zu geben, nach und nach lernen wir die Dorfbewohner einzelnd kennen und ihre Beziehungen zueinander. Ein bißchen wie ein Jaque Tati-Film, halt nur dokumentarisch.

Am Rande der Welt
Russland / Deutschland 2003 – Regie: Elena Bettkober (Rodnikowa) – 18min
Was ist Heimat, wenn man gegangen ist? Persönliche Auseinandersetzung der Filmemacherin als sie nach 8 Jahren wieder nach Russland fährt. Sehr assoziativ, merkwürdig auseinanderliegende Bild-Ton-Schere.

Visit Iraq
Deutschland 2003 – Regie: Kamal Aljafari – 28min.
Das seit 12 Jahren verlassene Büro der „Iraqi Airways“ in Genf ist Anlass, Bewohner des Viertels zu befragen. Ist das Büro ein Überbleibsel einer Geheimdienstaktion, oder warum wurde die Filiale der Fluggesellschaft nach kurzer Zeit wieder aufgelöst, obwohl die Miete noch immer bezahlt wird? Der Film spielt mit medial-vermittelten Vorurteilen und Erklärungsmustern, um letztendlich keine Antwort zu geben.

Berlinale X

One Missed Call (Chakushin ari)
Japan – Regie: Miike Takashi
:::: gesehen am 15.2.04 im Forum der Berlinale
Horrorfilm, in dem der Tod für eine Gruppe von Jungenlichen durch das Handy kommt. War ganz nett, aber hab mich schon mal mehr gegruselt. Kann mir gut vorstellen, dass es da irgendwann ein Hollywood-Remake von geben wird. Die Story wäre jedenfalls dazu geeignet.

Die Spielwütigen
Deutschland – Regie: Andreas Veiel
:::: gesehen am 15.2.04 im Panorama der Berlinale / Publikumspreis
Porträt von vier Schauspielschülern. Der Film folgt ihnen über sieben Jahre vom ersten Vorsprechen an der Berliner Schauspielschule „Ernst Busch“ bis zu ihren ersten Engagements nach der Schule. Für eine Langzeitbeobachtung verändert sich nicht viel in den beobachteten Schülern. Hätte ich mehr erwartet, mehr auf und ab im Leben, stattdessen plätschert das eher so vor sich hin. Teilweise sehr lustig, hat aber auch Längen, wo ich weniger Schauspielübungen und Schulinterna und mehr vom Leben der Leute gewünscht hätte.

Fühl mich – jetzt nach der Berlinale – emotional ausgelaugt. Ich glaube, ich muss mal ein Jahr oder zwei aussetzten.

Berlinale IX

HAVA ANEY DEY
Indien/Frankreich – Regie: Partho Sen Gupta
:::: gesehen am 14.2.04 im Forum der Berlinale
Porträt einer indischen Jugend, die sich in der schnell wandelnden kapitalistischen Gesellschaft von Wohlstand träumt und zugleich der realen, alltäglichen Bedrohung durch den Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan ausgesetzt ist. Stilistisch eher westlich geprägt problematisiert der Film eingepackt in eine Liebes- und Freundschaftsgeschichte sehr anschaulich den Zwiespalt Jugendlicher, einerseits die Alltags- und Konsumkultur des Westen reizvoll zu finden, andererseits aber der Heimatkultur den Rücken zu kehren auch keine Lösung darstellt. Die Frage nach der glücklichen Zukunft in der Immigration oder in der Heimat. Krasses, pessimistisches Ende: es kommt zum Atomkrieg zwischen Indien und Pakistan. Hat mir persönlich – wo ich so gar keine Ahnung von Indien habe (außer aus dem Kino) – eine weitere Perspektive des Landes gegeben.

THE GRAFFITI ARTIST
USA – Regie: Jimmy Bolton
:::: gesehen am 14.2.04 im Panorama der Berlinale
Die Geschichte zweier junger Graffitikünstler und ihrer Probleme. Gedreht im Bundesstaat Oregon, dem ersten Staat in den USA, in dem Graffitisprayer grundsätzlich mit Gefängnis bestraft werden. Freundschaft zwischen zwei Jungen, die kurz ins Homoerotische abrutscht und immer die Angst von der Polizei geschnappt zu werden. Stilistisch: in DV-Handkamera Low Key und kühl. Die Figuren bleiben im Sprayer-Ghetto der nächtlichen Industriegebiete. Das Ziel, Graffiti als eine Kunst darzustellen und die Jungs mit dem Film zu entkriminalisieren, hat der Filmemacher meiner Meinung verfeht.

Die Gewinner der Berlinale 2004 stehen fest. Von der langen Liste hab ich nur zwei gesehen, und auch nur welche, die Nebenpreise gewonnen haben. Ich frag mich, wo ich die letzten Tage eigentlich war? Andererseits bedeutet das, dass ich im kommenden Jahr noch einige schöne Filme sehen kann.

Berlinale VIII

JARMARK EUROPA
Deutschland – Regie: Minze Tummescheidt
:::: gesehen am 13.2.04 im Forum der Berlinale
Essayistische Dokumentation über einen großen Basar in Warschau, auf dem zwischen Weißrussland und Polen pendelnde Händler am Rande des Existenzminimums ihr Auskommen suchen. Die Filmemacherin porträtiert einige Händlerinnen, reist mit ihnen über die Grenze und thematisiert dabie auch ihre eigene Beobachtungshaltung. Hat mir gut gefallen, schöne Bilder, auch wenn der Film einige Längen hat und man ihm anmerkt, dass der Filmemacherin es schwer viel, all ihre Eindrücke zu komprimieren. Teilweise recht naive Eindrücke, teilweise sehr clevere Beobachtungen.

QUATRO NOZA
USA – Regie: Joey Curtis
:::: gesehen am 13.2.04 im Panorama der Berlinale
Dramatische Eifersuchts- und Rachegeschichte, angesiedelt im Milieu mittelamerikanischer Einwanderer in den Vorstädten von Los Angeles, wo die Jugendlichen illegale Autorennen veranstalten. Der Film hat mir sehr gut gefallen, ist ein modernes Melodrama im Digital Cinema Stil. Der technische Stil der Bildebene wirkt nicht kühl, sondern die Effekte spielen mit klassischen Melodramstilen und retten sie in eine zeitgemässe Darstellung, ohne zu schwülstig zu wirken. Eigentlich eine moderen Version des James Dean Films „Den sie wissen nicht, was sie tun“.

JA LUBLJUTEBJA
Russland – Regie: Olga Stolpovskaja; Dimitrij Troitskij
:::: gesehen am 13.2.04 im Panorama der Berlinale
Die schöne Nachrichtensprecherin Vera verliebt sich in den in der Werbebranche tätigen Tim. Die Beziehung scheint zunächst wunderbar zu laufen, doch eines Tages findet Vera ihren Freund in den Armen eines anderen Mannes. Die erste offen schwule Beziehungskomödie aus Russland. Teilweise zum Schreien komisch, teilweise etwas skuril, hat sich aber gelohnt.

nein sagen lernen

Eines dieser neuen Berliner Lifesytle Mazine hat mich gefragt, ob ich einen Text zur Popularität von Mysterie-Fernsehserien schreiben könnte, schnell, am besten bis sofort. Würde ich schon gern machen, habe ich geantwortet. Nach ein bißchen hin und her kam raus, im Gegenzug bekäme ich Freiexemplare. Bei einer Auflage von 45.000 Stück und Anzeigenpreisen von 6.200,- € der 1/1 Seite war mir das dann doch nicht Anreiz genug. Okay, Berlin ist tariffreie Zone, okay mag eine coole, aufstrebende Zeitschrift sein. Aber hey, das Thema ist schon seit 5 Jahren nicht mehr hipp und um den eigentlich geplanten Montag mit der Liebsten aufzugeben, muss schon ein bißchen mehr als ein paar kostenlose Hefte rüberkommen. Wir sind ja schliesslich nicht mehr bei der Schülerzeitung.

Berlinale VII

Das war heute nichts, da am Potsdamer Platz. Erst bin ich nach der Arbeit für eine schnelle Recherche in die Bibliothek vom Filmmuseum, hatten aber nur 1/3 von dem, was ich suchte. Dann in einen polnischen Film – Dotknij mnie von Anna Jadowska und Ewa Stankiewicz. Klang eigentlich ganz nett, die Geschichte in verschiedenen Erzählsträngen von Bewohnern eines Mietshauses auf der Suche nach Liebe. Waren für mich aber wohl zu viele Erzählstränge. Bin nach 45 Minuten raus. Der Ausweichfilm nebenan war aber so voll, dass ich nicht mehr reingekommen bin. Bis 22:30 war’s noch lang und auf die jungen deutschen Kurzfilme im Cinemaxx 3 hatte ich keinen Nerv. Musste ich mich in der Filmlounge vom Cinemaxx dann erstmal sammeln. Hab mit der Liebsten telefoniert, überlegt, wie es eigentlich nächste Woche weitergehen soll, hab die Kopien aus der Bibliothek gelesen, Bier und Bagel gekauft, den Journalisten von neulich wieder getroffen und dann S. – und schwupps war’s schon wieder Zeit, ins Kino zu gehen:

ANONYMOUS
USA – Regie: Todd Verow
:::: gesehen am 12.2.04 im Panorama der Berlinale
Ein Kinoangestellter vögelt sich durch die New Yorker Schwulenszene und verliert dabei seine sozialen Bindungen, bis er arbeitslos und obdachlos ist. Im halbdokumentarischen Stil auf DV ein recht harscher Film, aber nicht so verstörend, wie ich erwartet hatte. Vielleicht weil die Hauptfigur nicht gerade so angelegt war, dass man sich identifiziert/symphatisiert, blieb alles auf einem eher kühlen, distanzierten Level des Zuschauens, als des Mitfühlens. Überwachungskamera und in der Arbeitslosigkeit wird alles zur Wartehalle, nur ohne dass man aufgefordert wird, der Nächste zu sein.

Das Mädchen am Fenster zum Hof ist schon schlafen gegangen. Eben, als Zycotas Kommentar mich darauf hinwies, dass das auch schon wieder eine Woche her ist, war bei ihr noch Licht an. Jetzt ist’s aus. Und in der vergangenen Woche habe ich drüben auch keine weiteren Auffälligkeiten bemerken können. Nur schräg drunter hat noch jemand Weihnachtsschmuck im Fenster.

Berlinale VI

Heute waren es zwei Liebesfilme am Abend:

MON BAT LIU (Lost in Time)
Hongkong/VR China – Regie: Derek Yee
:::: gesehen am 11.2.04 im Panorama der Berlinale
Nach dem tödlichen Unfall ihres Verlobten versucht die junge Widwe, sich und den Sohn ihres Verlobten aus erster Ehe mit dem Fahren eines Kleinbustaxis über Wasser zu halten. Doch es gibt viel Konkurrenz. Dai Fai, der den Unfall ihres Verlobten beobachtet hatte, versucht ihr zu helfen. Er zeigt ihr, wie man sich mit dem Bus im Verkehr durchsetzt, freundet sich mit dem Jungen an und hilft, wo er kann. Die Frau ist so sehr in finanzieller Not, dass sie kurz davor ist das Kind ab zu geben. Dai Fai, dessen eigene Frau ihn mit seinem Kind verlassen hat, weil er unzuverlässig war, krempelt sein Leben um. Zusammen bilden sie eine neue Familie.
Sehr sanfter Film. Ich weiss nicht was es ist, aber immer wenn sich Familien im Film wieder vertragen und alles, obwohl es so schlimm scheint, wieder gut wird, muss ich heulen. Blöde Harmoniesucht!

BEFORE SUNSET
USA – Regie: Richard Linklater
:::: gesehen am 11.2.04 im Wettbewerb der Berlinale
Mein erster Wettbewerbsfilm in diesem Jahr. Bisher hab ich ja nur Sachen vom Panorama und vom Forum gesehen. Aber der Film musste sein: Die Fortsetzung von Linklaters Independent-Erfolg „Before Sunrise“ – einer Liebesgeschichte zwischen zwei Reisenden, die sich zufällig in Wien begegneten. Neun Jahre später treffen Jesse (Ethan Hawke) und Céline (Julie Delpy) in Paris erneut aufeinander. „Before Sunrise“ habe ich damals auf meine ersten Berlinale gesehen und fand ihn wunderbar. Danach hab ich ihn nochmal im Kino gesehen und fand ihn nicht mehr so klasse. Trotzdem jetzt die Fortsetzung, mit dem Wunsch, vielleicht selber zurück zu blicken, sich zu erinnern. In diesem Film ist jetzt Erzählzeit gleich erzählte Zeit – also 80 Minuten Gespräch zwischen den beiden, während sie durch Paris spazieren. Der Amerikaner Jesse hat ein Buch über das Liebeserlebnis in Wien geschrieben und ist auf Lesereise in Europa. Céline wohnt in Paris und ist wegen des Buches in die Buchhandlung, in der Jesse Journalisten Rede und Antwort steht (merkwürdiges Dejá Vu: Hab gestern Nacht die Pressekonferenz zum Film im Fernsehen gesehen: Die Journalisten haben den Schauspielern fast die selben Fragen gestellt…) Jesse hat nicht viel Zeit, sonst verpasst er sein Flugzeug. 80 Minuten also, in denen beide zurückblicken, wie sich die Zeit und sie selber verändert haben, wie das Erlebnis von vor 9 Jahren sie geprägt hat. Das Ende des Films ist offen. Der Film endet in ihrer Wohnung, wie es weiter gehen wird – ob er sein Flugzeug nimmt, oder bei ihr bleibt – wird wohl erst im dritten Teil geklärt. Ich hatte ein bißchen Angst, die Fortsetzung würde zu sehr auf dem ersten Film aufbauen. Tat er aber nicht. Stattdessen ist vieles von der naiven Romantik verloren gegangen, die Figuren sind erwachsener geworden, stehen im eigenen Leben aber hängen auch den Erinnerungen nach, die sich so wie vor 9 Jahren nicht wiederholen lassen.

Und sonst: Da unten im Tal ist so ein Laden mit gebrauchten Fahrrädern. Im Schaufenster stand ein Hollandrad, dass mich schon seit Tagen anlächelte, immer wenn ich auf dem Weg zur U-Bahn dran vorbeikam. Neulich war da ein Interessent, der mit dem Fahrrad probegefahren ist. Das tat mir ein bißchen weh. Heute steht es wieder im Schaufenster. Vielleicht sollte ich’s jetzt einfach kaufen. Mein Fahhrad ist ja, seitdem ich damit im November Nachst gegen eine Baum gefahren bin, nicht mehr funktionstüchtig.

Berlinale V

A TALE OF TWO SISTERS
Korea – Regie: Kim Jee-woon
:::: gesehen am 10.2.04 im Forum der Berlinale
Zwei Schwestern haben Ärger mit ihrer Stiefmutter und erleben unheimliche Dinge in einem abgelegenen Haus. Toller, sublimer Horrorfilm. Es fängt alles recht ruhig und harmlos an und die Spannungsscharube wird immer weiter gedreht. Wahrnehmungsebenen verschieben sich, Träume in Träumen und Psychowahn. Am Ende erst findet der Film zur tatsächlichen Realität: Durch einen Unfall hat die Figur, aus deren Perspektive erzählt wird, ihre jüngere Schwester und ihre Mutter verloren. Ihre Schwiegermutter akzeptiert sie nicht. Die beiden Toten leben in ihrer Vorstellungswelt weiter. Ich hab lange mich bei einem Horrorfilm nicht mehr so gegruselt. Die Suspence ist klassisch inzeniert und führt zu tollen Schockmomenten.

DOPO MEZZANOTTE (After Midnight)
Italien – Regie: Davide Ferrario
:::: gesehen am 10.2.04 im Forum der Berlinale
Ein Nachtwächter des Turiner Filmmuseums wird durch eine junge Frau auf der Flucht, in die er heimlich verliebt ist, in eine Kriminalgeschichte verwickelt. Humorvoll erzählte Dreiecks-Liebesgeschichte zwischen der Frau, ihrem Freund und dem Nachtwächter. Der Nachtwächter lebt in dem Filmmuseum, einer Welt zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Nebenbei thematisiert der Film ein bißchen Filmgeschichte und Filmtheorie, um die fantastische Welt des Nachtwächters zu schildern.
Links neben mir saß eine Frau, die jeden 2. Satz witzig fand (so witzig war der Film nicht), rechst neben mir ein Typ, der die ganze Zeit mit seiner Gummibärchentüte knisterte (und mir keine anbot).

AVANIM
Isreal / Frankreich – Regie: Raphael Nadjari
:::: gesehen am 10.2.04 im Panorama der Berlinale
Michale lebt in Tel Aviv. Sie hat einen Mann, einen Job bei ihrem gläubigen Vater, ein Kind und einen heimlichen Liebhaber, der bei einem Bombenanschlag umkommt. Die Ehe zerbricht, als sie sich wehrt, die Machenschaften ihres Vaters zur Erweiterung der Gemeinde zu zulassen. Ziemlich hartes Drama im realistischen Stil mit wenig lichten Momenten, aber durchgängig spannend erzählt.

D.E.B.S
USA – Regie: Angela Robinson
:::: gesehen am 10.2.04 im Panorama der Berlinale
Eine lesbische Aktionkomödie. Die Filmemacherin war mit dem Kurzfilm schon letztes Jahr auf der Berlinale zu Gast. Jetzt durfte sie die Story mit Hilfe eines Majorstudios in einen abendfüllenden Film verwandeln. Amy, die Topagentin des ultrageheimen Geheimdienstes D.E.B.S. wird von der ultrabösen Lucy entführt, weil sie sich beide in einander verliebt haben. Amys Kolleginnen versuchen, ihre Freundin zu retten. Persiflage auf Spionfilme gekoppelt mit Teenagerkomödie und Girl-meets-Girl-Thema. Recht witzig und seicht, ein „Crowdpleaser“, der insgesamt – trotz Längen – gefallen hat. Ich glaube für mich der Film mit dem kurzweiligsten Unterhaltungsfasktor, den ich seit 10 Jahren auf der Berlinale gesehen habe.

Insgesamt ein guter Berlinale-Tag. Vier Filme, die nicht nur „interessant“ waren, sondern mich geschockt oder zum Schmunzeln gebracht haben. Viele Filmwissenschaftler heute gesehen, bin aber noch irgendwie auf keine Party gewesen. Hm. Die Hälfte ist rum, die kommenden 5 Tage lassen noch so einiges erwarten. Das Wetter wird schlechter, die Filme besser…