Handwerker – die Erste

Nein, eigentlich nicht die Erste. Das geht ja mit dem Hardcore schon seit dem 19.11. so. Und bis Weihnachten sollte es ja fertig sein… Ich bin heute Aufpasser in der Wohnung der Liebsten, für die Ausbesserungsarbeiten. Seit 6h bin ich wach, um 7:08 kam der erste. Der wegen den Fenstern, wo Zapfen fehlten. Das im Wohnzimmer hat er hin bekommen, im Bad muss erst ein neues Fenster bestellt werden. Dann kam einer wegen Gas- Wasserinstallation und wusste nicht, was er machen sollte. Er hat die flasch eingesetzten Wasseruhren richtig rum eingesetzt. Und erst als er weg ist, ist mir das wichtigste wieder eingefallen: Natürlich sollte er bitte die Klospühlung so einstellen, dass sie auch geht. Wie konnte ich das vergessen. Jetzt ist seit einer dreiviertel Stunde keiner mehr gekommen. Gerade die Arbeiten, die lange dauern – oh, jetzt klingelt’s – war der Schreiner, wegen den Türen – naja, was wollte ich sagen, ach ja, der eben meinte, gleich muss er noch zur Bausitzung, da ruf ich doch besser gleich mal noch den Bauleiter an, dass der nochmal kurz den Sanitärsanitäter vorbeischickt. Hoffentlich wird das bald fertig alles, ich will ja eigentlich ins Kino.

Fluchtlistlinge

Ein Tag, irgend ein Tag, irgendwo und gleichzeitig überall. Millionen und Abermillionen surfen durchs weltweite Netz, nahezu geräuschlos, nicht immer spurenlos. Millionen und Abermillionen elektronischer Botschaften gleichzeitig überall unterwegs. Da mag es doch schon mal zu einem Crash kommen, zu einem durch große Beschleunigung verursachten Zerreißen von Nachrichten, die dann hier oder dort, zu Fetzten verstümmelt, die falschen Empfänger erreichen? Die Frage ist: Kann sich jemand heutzutage noch ins Unauffindbare verkrümeln? Oder ist er nicht schon verloren (und damit gefunden) sobald er die Schaltfläche „Verbinden“ tätigt, mit der Maus über scheinbar weiße Flächen fährt, aus Unachtsamkeit irgendwo klickt?

So der Klappentext des e-mail-romans von Regula Erni & Hans Zengeler, über einen E-mail-Listen Geschädigten, den ich bei Gelegenheit einmal weiterlesen möchte. Gerade eben nur die ersten Seiten angefangen – wegen dem Serverausfall hier – aber das war gut, denn da entwickelt sich was in dem Roman.

Icebreaker

USA 1999, Regie: David Giancola, Buch: Hasso Wolfe Wuerslin. Mit: Sean Astin, Bruce Campbell, Stacy Keach, Suzanne Turner, John James, Rusty deWees.
:::: gesehen in der Nacht 20./21.1.04 auf VOX

Hab mich über Dinge geärgert, konnte nicht einschlafen, mich nicht auf ein Buch konzentrieren. Also Fernseher wieder an und diesen schlechten Actionfilm angesehen:

Terroristen in einem Skigebiet. Ein Flugzeug mit gestohlenem Nuklearmaterial am Berg. Terroristen wollen an das Material kommen. Sie nehmen Skifahrer als Geislen. Noch dazu droht der Berg zu explodieren. Ansonsten das übliche: Generationskonflikte, harte Kerle gehen tot, weiche Kerle werden am Ende die Helden sein. Und irgend so eine Liebesgeschichte noch, am Ende heiraten sie. Insgesamt halt systemerhaltender Videomarkt-Mist. Hab mich viel zu lange gefragt, wann wohl Terroristen im amerikanischen Kino wieder blonde Haare haben werden? Und hab dann Anschlussfehler gesammelt. War voll damit: Er steht auf, läßt Handschuhe liegen, nächstes Bild, hat Handschuhe an. Stromausfall am Berg durch Terroristen, im Hotelrestaurant brennt Licht, später geht der Strom wieder an, Licht im Hotel immer noch an. Sonne / bewölkter Himmel ganz auffällig. Fliehende Skitouristen in ihren Autos. In jedem Auto nur eine Person. Und so weiter.

Der Film hat trotz des Titels mein Eis nicht gerade gebrochen. War aber unterhaltsam genug, um nicht einzuschlafen. Aber zu viele Filme sehen, soll ja auch nicht unbedingt helfen? Worüber ich mich aufgeregt habe? Eigentlich nichts Schlimmes. Die Handwerker bei meiner Liebsten gehen mir auf die Nerven, und so ein lüsternder Anruf auf der Mailbox…

imdb zum Film

Film: Zwölf Stühle

Deutschland 2004 – Regie/Kamera: Ulrike Ottinger (ebenfalls Drehbuch, nach dem gleichnamigen Roman von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow); Hauptdarsteller: Georgi Delijew, Genadi Skarga, Swetlana Djagiljewa, Boris Raev, Olga Rawitzkaja, u.v.a. – 198min
:::: gesehen am 20.1.2004, Pressevorführung Berlinale / 34. Int. Forum

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ilja Ilf unf Jewgeni Petrow aus den zwanziger Jahren und schildert eine komödiantische Reise und Schatzuche im Russland von 1927. Eine alte russische Aristokratin lüftet am Sterbebett ihrem Schwiegersohn ihr Geheimnis: Ihren Juwelenschmuck hat sie versteckt in einem von 12 Stühlen, einer nach der Revolution enteigneten Salongarnitur. Der Schwiegersohn, ein ehemaliger Adelsmarschall und Lebemann, der jetzt in der Provinz als Standesbeamter lebt, macht sich daraufhin auf die Jagd nach dem Schmuck. Die Stühle sind inzwischen im ganzen Land verstreut. Sein Widersacher ist der Dorfpfaffe, der der Aristrokratin die letzte Beichte abgenommen hat. Schon bald heftet sich ein gewitzter Gauner an die Fersen des Schwiegersohns. Eine witzige und teilweise rasante Jagd beginnt durch das ganze Land, um die Stühle aufzutreiben.

Ulrike Ottinger benutzt eine bemerkenswerte Mischung von Fiktionalität und aktuellen Bildern der GUS-Staaten. Zusammen mit den Hauptdarstellern in Kostümierungen der 20er entsteht eine nie langweilig werdende, ironische Sicht auf die heutigen und damaligen Verhältnisse. Eine sanfte Komödie, mit viel Gespühr für Details, die sich viel Zeit lässt, in der Erzählung zu schwelgen.

Zur Entstehung:
„2001 reiste ich für meinen Film „Südostpassage“ auf der Suche nach jenen blinden Flecken Europas, die heute dem medialen Vergessen preisgegeben sind, von Berlin über Polen, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Rumänien und Bulgarien nach Odessa. Parallel dazu begab ich mich auf eine literarische Reise und lernte die Romane, Erzählungen und Gedichte dieser Länder kennen. Dabei begegnete ich den Zwölf Stühlen, dem listigen Roman des Odessiter Autorenpaares Ilja Ilf und Jewgeni Petrow. Seit seinem Erscheinen Ende der Zwanziger Jahre ist er eine der vergnüglichsten Beschreibungen der turbulenten Zustände Sowjetrusslands während seiner Aufbauzeit. Heute hält der Roman den im Umbruch befindlichen ehemaligen GUS-Staaten einen präzisen allegorischen Spiegel vor.

Auf zwei weiteren Recherchereisen suchte und fand ich in der Ukraine die Orte und Schauspieler, die im Film zu zentralen Akteuren der Handlung werden: Wilkowo, ein Dorf an der moldawisch-rumänischen Grenze, durchzogen von Kanälen wie ein Kleinvenedig. Nikolajew, ehemals mächtiger Handelsknotenpunkt an der Gabelung zweier Zuströme zum Dnjepr; die Tartarendörfer im gewaltigen Krimgebirge und die eleganten Kurorte zu seinen Füßen, wo die Schwarzmeerküste schon seit dem 19. Jahrhundert Côte d’Azur spielt. Und nicht zuletzt Odessa mit seiner Mischung aus zerfallenen Hinterhöfen, prächtigen Passagen und der Treppe zum Hafen, die auf Schritt und Tritt Bilder von Eisensteins Revolutionsfilm Panzerkreuzer Potjemkin hervorruft. Diese Orte sind nicht nur Bühne sondern Mitspieler im Film. Sie und die Menschen, die sie im Alltag bevölkern, agieren als Komplizen oder Gegner der beiden Protagonisten Ostap und Ippolit auf der Jagd nach ihrem materiellen Glück.
Die beiden Hauptdarsteller sind wie die Autoren des Romans Odessiter. Georgi Deliev, der Darsteller des Gauners Ostap Bender, ist ein Volksschauspieler im modernen Sinn, der in einem eigenen Theater die Tradition des Burlesken pflegt und durch eine auf ihn zugeschnittene komödiantische Fernsehserie, die „Maskenschau“, weit über die Ukraine hinaus bekannt ist. Genadi Skarga, der die tragikomische Figur des ehemaligen Adelsmarschalls verkörpert, stammt aus einer Odessiter Theaterdynastie und beherrscht nicht nur das klassische Repertoire der russischen Bühnenliteratur, sondern experimentiert als Regisseur und Schauspieler auch mit den Formen des modernen amerikanischen Dramas.
Die rasante Geschichte ist so eingeflochten in eine dichten Teppich von Personen und Orten, die zugleich von gestern und heute erzählen.“
(Ulrike Ottinger)

|www.ulrikeottinger.com |Offizielle Site zum Film

Auswege

Österreich 2003 – Regie: Nina Kusturica – Drehbuch: Barbara Albert – Kamera: Tim Tom – Produktion: Stefan Pfundner – Darsteller: Liese Lyon; Manfred Stella; Mira Miljkovic; Igor Bararon; Dagmar Schwarz; Kurt Huemer; Isabella Campestrini; Lara Felsenreich – 90min
:::: gesehen am 20.1.2004 – Pressevorführung Berlinale / 34. Int. Forum

Es ist nichst Neues, dass sich um die Filmemacherin Barbara Albert, die mit „Nordrand“ (1999) international bekannt wurde, in den letzten Jahren eine Gruppe vielversprechender Nachwuchstalente versammelt hat, die dem Österreichischem Film gut zu Gesicht stehen. Mich erstaunt aber immer wieder von Neuem, mit welcher Intensität dieses junge Österreichische Kino das Land unter die Lupe und teilweise gnadenlos auseinander nimmt. So auch der Abschlußfilm der in Sarajevo aufgewachsenen Nina Kusturcia, die an der Filmakademie Wien studierte.

„Versuchen Sie einmal, von einem Planeten zu flüchten“, meint ein geschwätzige Taxifahrer fast am Ende des Films, und ist der Meinung, die Erde sei ein Gefängnis. Was er nicht weiss, ist, dass er gerade Margit – auf der Flucht vor ihrem Mann – in ein Frauenhaus fährt. „Auswege“ behandelt das Schicksal dreier Frauen. Claudia, Margit und Sladjana, drei sehr unterschiedliche Frauen, haben eines gemeinsam: Die tägliche Begegnung mit Gewalt im eigenen Heim. Das Muster ist immer das Gleiche: Gewalttätige und eifersüchtige Ehemänner oder Lebensgefährten, die sowohl Frau, als auch Kinder wegen Nichtigkeiten schikanieren. Männer am Rande des Nervenausbruchs, Frauen vor der Zerreißprobe Familienhölle. Und die heikle Frage, wann hat das Verzeihen ein Ende wann ist es Zeit zu gehen?

„Wie viele Leute wissen denn, was in der Wohnung nebenan passiert? Ich möchte Filme machen, die sich von der Realität nicht viel entfernen, wo sich aber trotzdem noch etwas auftut.“ (Nina Kusturica)

Laut Schätzungen ist in Österreich jede fünfte Frau von Gewalt durch ihren Ehemann oder Lebensgefährten betroffen. Nicht der dunkle Park, sondern das eigene Heim ist der gefährlichste Ort. Der „Verein Autonome österreichische Frauenhäuser“ ist mit diesem Thema an die Wiener Regisseurin Barbara Albert herangetreten, die das Drehbuch geschrieben hat. In einem Interview meinte sie dazu, es gehe nicht darum, die Geschichte von Frauen, die in Gewaltbeziehungen leben müssten, für diesen Film auszubeuten und reißerische Bilder zu zeigen oder Männer zu denunzieren. Vielmehr sollte die Geschichte Frauen nicht als Opfer zeigen, sondern ihre Stärken hervorheben; Chancen sollten aufgezeigt werden.

Erschütternd ist der Film, doch ob er wirklich Auswege aufzeigt, sei dahin gestellt. Der Film zeigt zunächst einen sozialen Misstand, Machtgebären und Abhängigkeiten auf. Immer wieder die Unentschlossenheit und Hoffnung der Frauen, der Mann möge sich doch bessern, damit die Beziehung nicht aufgegeben werden muss. Da lebt der Zuschauer das Leid mit, und besonders dann, wenn es doch immer wieder zu Ausfällen der Kotzbrocken kommt. Aber der einzig Ausweg, der sich auftut, ist es, die Nummer des Frauenhauses zu wählen. Das kommt inszenatorisch ein bißchen, wie in einem Propaganda – äh, Verzeihung – Werbefilm rüber. Der Erfinder des Gedanken ist ersichtlich, die Botschaft ist rüber gekommen. Dazu greift Nina Kusturica gelegentlich auf eine ausgebrauchte Symbolsprache zurück, als ob sie der Schlagkraft ihres Filmes nicht trauen würde. Besonders dann, wenn die Wege der Frauen in die neue Freiheit gehen, wird das Geschehen noch mit Symbolik aufgeladen, die so platt nicht nötig wäre, da der Zuschauer eh schon bei der Sache ist. Wenn Margit z.B. endlich ihren Mann verlässt, ist das eigentlich schon befreiend genug für sie und den Zuschauer. Aber neben ihrer Reisetasche nimmt sie eine kleine Pflanze mit, die sie vor dem Wind schützen muss. An diesen (wenigen) Stellen unterschätzt der Film sich selber und greift auf Klischeedarstellungen zurück, die ärgerlich sind und der an sich stilsicher realistisch gehaltenen Inszenierung widersprechen. Insgesamt aber ein beachtlicher Debutfilm, mit tollen Schauspielern und einem aufreibendem, sozialkritischen Thema.

Doku-Sichtung III

Dokumentarfilm Auswahlsichtung für die GFT am 19.1.2004 bei mir.

BAR NA VICTORII (A Bar at the Victoria Station)
Polen 2003 – Regie: Leszek Dawid – 56min.

Dokudrama über zwei Polen – Piotr und Marek – die nach London fahren auf der Suche nach einem Job. Ihr Traum: Eine eigene kleine Bar. Doch angekommen in London sind die Jobangebote, die aus der Ferne so lukrativ schienen, nichts wert. Schon gar nicht, wenn man keine Arbeitserlaubnis hat. Die beiden Polen, die nichtmal genug Englisch sprechen, schlagen sich von einer Telefonzelle zur nächsten und mit jedem Job-Telefonat sinkt die Motivation. Gefilmt im Direct-Cinema-Stil vermischt der Film „dokumentarisches“ mit dramatisierter Handlung, ist dann aber doch wieder zu flach inszeniert, um ein Spielfilm zu sein.

DAS WIRST DU NIE VERSTEHEN
Österreich 2003 – Regie: Anja Salomonowitz – 52min

„In meinem Film geht es um drei Frauen, die dem, was in der Geschichtswissenschaft als Täter- und Opfergeneration bezeichnet wird, angehören. Mit ihren unterschiedlichen Lebensgeschichten, unterschiedlichen Erzählungen und Erinnerungen leben sie alle in einer Familie, in meiner Familie“ (Anja Salomonowitz)

Anja Salomonowitz porträtiert drei Frauen aus ihrer Familie, die während der NS-Zeit fast noch Mädchen waren, konfrontiert sie mit den unterschiedlichen Erinnerungen, Erlebnissen und Nachwirkungen der Vergangenheit. Alle drei stellen die Geschichte heute unterschiedlich dar. Die Großtante hat Auschwitz überlebt. Das Kindermädchen war Sozialistin und unterstützte ihren Onkel im Widerstand. Die Großmutter lebte während des Krieges in Graz. Sie tat dort, was die meisten taten: nichts. Eine Konfrontation mit Familienmitglieder. In Off-Kommentaren reflektiert die Filmemacherin und situiert sich zwischen Anteilnahme und Abgrenzung.

|Viennale zum Film | Infos zum Film von euro26.at |Inés hat den Film auf der Viennale gesehen

UND DANN NOCH…
So DVDs einer Doku-Reihe vom polnischen Fernsehen, frei übersetzt „Dein Heimatland“: Unterschiedliche Interviewer gehen mit einem Umfragebogen von Tür zu Tür und machen Umfragen. Sehr kostengünstig produzierte TV-Dokumentationen.

medienkunstnetz.de

»Medien Kunst Netz« ist ein Projekt zur Vermittlung und Kontextualisierung von Medienkunst im Internet, herausgegeben von Rudolf Frieling und Dieter Daniels, im Auftrag von ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und Goethe-Institut München, finanziell gefördert durch das Bundesminsterium für Bildung und Forschung (BMBF). Erstmals wird hier der Versuch unternommen, nicht nur grundlegende Daten und Dokumente in Bezug auf die Medien und die Künste zusammen zu tragen, sondern diese auch sinnvoll miteinander zu verknüpfen und inhaltlich zu kontextualisieren. Ein erster großer Teilbereich widmet sich einem »Überblick zur Medienkunst« (in Kooperation mit der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig). Die Texte aller Autoren werden auch im gleichnamigen Buch (Verlag SpringerWienNewYork) erhältlich sein. Das Projekt wird mit diesem Teilbereich am 23. Januar online gehen und dies im Rahmen Veranstaltung am ZKM »Media Art Net Lectures« öffentlich präsentieren. (Inke Arns via rohrpost)