13.6.

13.6.

Ausblick. Gewitter in der Schwebe. Gedanklich sich wieder aus der liebgewonnenen Einkehr heraus pellen. Bald wieder jeden Tag rein in die Stadt, ins Büro, mit den Leuten. Schaue stundenlang Dashcam-Autounfälle auf YouTube und hoffe, dass mir keiner zu nahe kommt.

(Rote Insel, Schöneberg)

In den vergangen Wochen seit Mitte April hat mich die Lektüre der auf Medium veröffentlichten „Slowdown Papers“ von Dan Hill begleitet:

Slowdown Papers

„The theme of these Slowdown Papers is to carefully observe and examine signals, and tentatively start weaving patterns together, without necessarily having an idea of what the entire tapestry will look like—but in the spirit of generating some alternative ways of thinking and doing, at least.“

– Dan Hill

Dan Hill ist Director of Strategic Design an der schwedischen Innovationsagentur Vinnova und lebt in Stockholm. Seine Slowdown Papers sind eine Reihe von Beobachtungen, Reflexionen und losen Extrapolationen, die auf den frühen Auswirkungen der Coronavirus-COVID-19-Pandemie vom März 2020 basieren. Dabei schreibt Dan Hill sehr persönlich, gedanklich weitläufig, manchmal sogar mäandernd. Insgesamt ergibt sich aber eine durchaus lesenswerte Sammlung von Reflexionen – angefangen bei den australischen Buschbränden, über die Coronavirus-Epidemie, die größere Herausforderung des Klimawandels bis hin zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Welt.

Was mir daran besonders gefällt ist, dass diese Art der systemischen Erörterung nicht vorgibt, eine Lösung für die Nach-Corona-Zeit zu haben. Auch lesen sich die Notizen angenehm losgelöst vom täglichen Glaskugellesen der Auswirkung von sich laufend ändernden Corona-Maßnahmen und dem politischen Reglerschieben wirtschaftlicher und sozialer Hilfsmaßnahmen.

Es ist eine Form der strategischen Erörterung, die weiß, dass wir (noch) nichts wissen und daher Antworten nicht möglich sind. Und damit ist es eine wichtige Bestandsaufnahme von Möglichkeiten (und Verpflichtungen), das System zu untersuchen, in dem wir leben, es zu versuchen zu verstehen und Optionen zur Veränderung in eine bessere Richtung aufzuzeigen.

BBC TV-Set „Quatermass and the Pit“ (1958)

Derzeit sind ja alle andauernd in Videokonferenzen. Wer es leid ist, die eigenen Ikea-Regale oder den unordentlichen Kleiderschrank in die Arbeitswelt zu tragen oder einen originellen Gesprächsanlass sucht, findet hinter folgenden Links ein paar Anregungen für virtuelle Bildhintergründe zum Einsatz in Videokonferenzen. Der erste Link mit eher künstlerischen, abstrakten Hintergründen, hinter dem zweiten Link Fotos von alten TV-Sets der BBC. Da ist für jeden was dabei, um eine Duftnote der eigenen Individualität in die virtuelle Konferenz zu tragen.

Got Your Back

„An ever growing collection of virtual backdrops for use in video call apps. Expressions of optimism and art by the world’s best designers, illustrators, animators, photographers, filmmakers and…“

Empty sets of BBC TV

„Give your video calls a makeover, with this selection of over 100 empty sets from the BBC Archive. Who hasn’t wanted to host a pub quiz from the Queen Vic, conduct a job interview from the confines of…“

18 Lessons of Quarantine Urbanism

To what world will we reemerge after the distress and devastation of the COVID-19 pandemic? Calling for a geopolitics based on a deliberate plan for the coordination of the planet, design theorist and The Terraforming Program Director Benjamin H. Bratton looks at the underlying causes of the current crisis and identifies important lessons to be learned from it.

Bookmarked on May 03, 2020 at 01:32PM

Our new normal

„A smaller number of people develop what I’ll call an active awareness. By this I mean consciously operating within a broader arena than their immediate desires. Having an active awareness means being able to see the bigger picture, think conceptually about future events, and consider the needs of others. An active awareness creates a larger perimeter of self-interest.

We all move through life with a passive awareness. An active awareness is something that has to be cultivated. Through experience, structured thinking, meditation, or other methods of self-reflection.“

Bookmarked on April 11, 2020 at 09:10AM

8.4.

9.4.

Zurückblickend ist es natürlich albern gewesen, vor vier Wochen, als wir die soziale Distanzierung begannen, einen leeren Kasten Pfandflaschen und auch die beiden Campingkanister mit Leitungswasser zu füllen und in der Besenkammer zu verstauen. „Wer weiß, wie lange wir noch Trinkwasser aus der Leitung bekommen…?“, erinnerte ich mich an die Barcamp-Session eines Preppers, der seine Taktiken für den Katastrophenfall mit seinem Publikum teilte. Mich hat das Wasserabfüllen in dem Moment beruhigt. Ich konnte etwas tun in der Ohnmacht. Das beruhigte. Genau wie die sehr hohe Bargeldreserve, die ich schnell noch aus dem Automaten zog. „Man kann nie wissen“, hatte ich ja erst kürzlich in der Serie „Bad Banks“ gesehen.

Und dann stand ich Anfang der ersten Quarantänewoche vor einem Kühlregal und spürte die Angst in mir hoch kommen, weil es keine Hefe mehr gab. Am Wochenende hatte ich die Bilder in meinen Social Media Feeds von leeren Supermarktregalen noch nicht so recht ernst genommen. Doch die tatsächlich vielen leeren Regale mit Nichts hatte ich nicht erwartet. Achtsam wieder runter pegeln, improvisierter Einkauf und noch ein zusätzliches Paket glutenfreie Maisnudeln gegriffen. Wird schon wieder.

Die Maisnudeln haben uns überhaupt nicht geschmeckt. Heute wurden meine Wasservorräte von den Kindern entdeckt. Ironische Bemerkungen von der 12-Jährigen konterte ich mit einem filmwissenschaftlichen Vortrag über mein langes, mentales Training von diversen Katastrophen- und Endzeitfilmen in der Zeit nach ihrer Geburt, um gewappnet zu sein, die Familie im Ernstfall und so weiter und so fort. Augenrollen ihrerseits. Überhaupt kämpft von uns die 12-Jährige am stärksten mit der neue Familienrealität, der Enge, der Nicht-Schule, der Nicht-Ferien. Alles doof, alles nervt. In den letzten vier Wochen ist der Wandel zum Teenager vollzogen.

(Tempelhofer Feld)