Mein erstes Schweigen

Warum fliegen, wenn man schreiten kann?


Letzte Woche rund um Himmelfahrt war ich für ein paar Tage alleine an der Ostsee zum Schweigen. Das kam etwas spontan. Ich hatte Urlaub genommen, die Liebste musste in der Woche jedoch arbeiten und gleichzeitig baten sich Oma und Opa an, die Kinder für ein paar Tage bei sich aufzunehmen. Also hatte ich plötzlich eine Woche zur freien Verfügung. Ich stand vor der Wahl: Last Minute in den Süden oder einfach mit dem VW Bus irgendwohin? Ein kurzes Stöbern in Last Minute Angeboten stresste mich so sehr, dass meine Entscheidung schnell gefallen war. Wozu soll ich denn eine Woche irgendwo in einer künstlichen Wellness-Simulation verbringen, wenn mir eigentlich der Sinn nach Ruhe und innerer Einkehr steht?

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Film: A Girl Walks Home Alone at Night, 2014 

A Girl Walks Home Alone at Night, Ana Lily Amirpour

Vampirfrau verliebt sich in Dracula Boy. Vampirismus und Drogen mal anders gespielt. Wo manchmal in Vampirfilmen die symbolische Drogensucht die Vampire charakterisiert, wird’s hier moralisch. Die feministische Vampirfrau sucht sich nur Opfer, die durch ihren Drogenkonsum sowieso kein lebenswertes Dasein mehr führen. Doch als sie sich eines Nachts in eines ihrer Beinahe-Opfer verliebt, wird sich ihr Dasein verändern? Schöne, gut komponierte schwarz-weiß Aufnahmen führen durch eine iranische Vorstadt-Welt und öffnen diverse filmische Referenzräume: Film Noir, Jim Jarmusch, Tarantino, Lynch und auch ein wenig Western ist mit dabei.

Via: Mein Letterboxd Diary; Watched May 16, 2017

Film: König von Deutschland, 2013

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass dieser Film mit Olli Dittrich und Veronica Ferres die bislang beste deutsche Komödie des Jahrtausends sei. Tja, so weit würde ich nicht gehen – auch wenn ich sicher nicht alle Komödien aus Deutschland seit 2000 gesehen habe. Was man dem Film aber zugute halten kann ist seine perfekte Mittelmäßigkeit, womit der Film vollkommen mit dem Thema seiner Handlung  verschmilzt.

Die Kritik der totalen Überwachung der Bevölkerung zu Zwecken der Meinungs- und Marktforschung wird hier personifiziert in der Hauptfigur Thomas Müller, ein durchschnittlicher Angestellter mit durchschnittlichen Hobbies, durchschnittlicher Familie und durchschnittlichen Problemen. Als er seinen langjährigen Job verliert, bekommt er von einem neumodischen Marktforschungs-Startup eine neue Aufgabe. Das Startup durchleuchtet Thomas‘ Konsumverhalten und seine politische Meinung komplett. Das geht so weit, dass auch seine Privatsphäre kontinuierlich überwacht wird. Mit dem Ergebnis, dass sich reelle Produkte und aktuelle Politikdiskurs an den 08/15-Thomas anpassen.

Der Film beginnt ganz sanft als deutsche Komödie, und ich hatte dank Olli Dittrich schnell Sympathie für die Hauptfigur aufgebaut. Die Vorstellung des Hauptthemas der gnadenlosen Meinungsforschung kam dann auch schnell und war ganz unterhaltsam in Szene gesetzt. Jedoch dümpelte dann, als Thomas das Dilemma entdeckte, in dem er steckt, die Handlung für mich relativ unspektakulär vor mich hin. Wenn man Thomas wirklich als den personifizierten Mittelmaß Deutschland versteht – also als Repräsentant von uns allen, dann ist der Ausweg aus der totalen Überwachung für uns, den der Film vorschlägt, tatsächlich eher dystopisch: das einzige, was wir tun können ist, alles hinzuschmeissen und mit einer hübschen jungen Weltverbesserin in die Mongolei auszuwandern. Hm.

Via: Mein Letterboxd Diary; gesehen am 12.5.2017 in der ZDF-Mediathek, dort noch bis zum 15.5.2017 verfügbar) 

„Quality … you know what it is, yet you don’t know what it is. But that’s self-contradictory. But some things are better than others, that is, they have more quality. But when you try to say what the quality is, apart from the things that have it, it all goes poof! There’s nothing to talk about. But if you can’t say what Quality is, how do you know what it is, or how do you know that it even exists? If no one knows what it is, then for all practical purposes it doesn’t exist at all. But for all practical purposes it really does exist.“

Robert M. Pirsig, Zen and the Art of Motorcycle Maintenance

 

Film: Ghost in the Shell 2017

Gut unterhalten hat mich die Retro-Sci-Fi Ästhetik der 1990er. Blade Runner in 3D. Aber wenn man den Originalfilm und die Mangas kennt ist’s halt leider nur ein sehr geglättetes Remake, weichgespült für den Vergnügungspark. Scarlett Johansson mag ich gern bei der Arbeit zusehen.

Quelle: ‎Mein Letterboxd Diary; gesehen am 28.4.2017 Colloseum

Film: Super 8

Als ich damals als Kind E.T. gesehen hatte, las ich irgendwo in einem Interview mit Steven Spielberg, dass er sich nicht festlegen möchte, ob E.T. noch einmal zurück auf die Erde kommt. Seitdem habe ich gehofft, das es irgendwann mal ein Remake E.T. geben würde.

„Super 8“ ist kein Remake von E.T. im engeren Sinne, aber eine spannende, action-reiche Adaption des Grundstoffes über einen gestrandeten Außerirdischen, der eigentlich nur nach Hause telefonieren, in sein Raumschiff steigen und diese Erde verlassen möchte. Es ist nicht nur E.T., der hier zitiert wird. Wenn man genau rein forschen möchte, birgt der Film noch viel mehr Referenzen an das gute alte amerikanische Science Fiction Genre, wenn Außerirdische auf eine Kleinstadt treffen. Aber es sind sehr viele Elemente drin, die mich an E.T. erinnert haben. Der erste Kuss, Kinder auf BMX Rädern, eine geheimniskrämerische Militäraktion, und ein Außerirdischer, der mit herumliegender Elektronik versucht, seine an sich überlegene aber kaputte Technologie zu flicken. Ist ja auch von Steven Spielberg produziert.

Ich habe dieser Tage fortlaufend gelesen. Ein autobiographisches Blog, in dem André seit etwas mehr als einem Jahr täglich ein paar Zeilen aufschreibt. Ich bin neulich zufällig in meiner Twitter-Timeline drauf gestoßen und habe in den letzten Tagen das Blog von Anfang an durchgelesen. Persönliche Gedanken, ein paar familiäre Fetzen, Eindrücke von Geschäftsreisen. Es fasziniert mich. Ich bin wieder einmal mehr erstaunt, wie mich autographische Texte in den Bann ziehen. Gedanken mache ich mir, ob ich auch so etwas als Experiment beginnen möchte. Ich weiß aber auch, wie undiszipliniert ich mit solchen Projekten bin und wie schnell ich nach ein paar Tagen guter Vorsätze, dann doch wieder in gewohnte Verhaltensmuster zurück falle. Und das ist es ja im Kern bei allen guten Vorsätzen: Routinen des Alltags zu verändern, sich etwas an- oder abzugewöhnen.

Auf dem Label des Tees, den ich mir nach dem Neujahrsspaziergang aufbrühtet stand ein Glücksspruch: „Decke alle Karten auf und verändere, was zu verändern ist.“

Na, dann mal los.