Ordnung und Improvisation.

Da kuckste in die Röhre.

Da kuckste in die Röhre.

Zur Zeit oszilliert meine Gedankenwelt verstärkt um die Pole Ordnung und Improvisation. Einerseits bin ich ziemlich strukturkonservativ und ordnungsliebend. Andererseits liebe ich die Dynamik der Improvisation, die im Privaten wie im Job zu wahrhaftigen, also lebendigen Momenten führen kann – dann wenn man sich auf das Gegenüber voll einlassen kann.

Seit dem Abitur, mit dem Umzug nach Berlin, bin ich nun ungefähr die Hälfte meines Lebens mit damit beschäftig, mich neuen Bedingungen im Studium und Veränderungen in der Berufswelt anzupassen und mit Unsicherheiten umzugehen. Einer meiner Dozenten hat es mal so ausgedrückt: „Ich bin mir nicht sicher, ob ihr nach diesem Studium wirklich was gelernt habt. Aber auf jeden Fall habt ihr eine Kernkompetenz im permanenten Krisenmanagement erlangt“. Dies hat viel in dem Prozess geholfen, dieses Studium später in so etwas wie einen Job umzugestalten. Auch wenn es einige Jahre Trial-and-Error gebraucht hat. Und ich bin mir bewusst, es geht immer weiter. Man ist nie fertig und muss immer improvisieren.

Kurzum: ich bin down mit Veränderung und Improvisation. Einerseits. Andererseits leben ich seit 20 Jahren kontinuierlich in Berlin. Davor 20 Jahre in der hübschen Kleinstadt Lüneburg, unterbrochen mit einem Jahr USA-Aufenthalt. Von Spontanität und Flexibilität in der Wahl des Wohnortes kann bei mir also nicht gerade die Rede sein. Und wenn ich gelegentlich mal in mir selber keine innere Ordnung verspüre, dann beklage ich äußere Zustände der Unordnung, die zum Glück an jeder Ecke vorzufinden sind. Dann ist mir die Kraft der Improvisation – das Klarkommen im Moment – auch fremd.

Wir Digitalen reden ja immer gern davon, wie das Digitale die Gesellschaft, die Welt, die Arbeit, die Unternehmen, das Wissen und Alles transformiert. Doch wohin transformiert die digitale Gesellschaft im Ganzen eigentlich? Wir sind, glaube ich, an einem Punkt angekommen, wo niemand mehr davon ausgeht, dass das Internet und die damit einhergehende Veränderung der Welt wieder verschwinden wird. Wir treffen jedoch in letzter Zeit vermehrt Anspruchsgruppen vor, die (mehr oder weniger) den Lebensraum Internet für sich beanspruchen, ordnen und wo möglich auch kontrollieren wollen – mit ihren eigenen Mitteln an Board (und jüngste Beispiele aus der Welt von James Bond zeigen ja, wer am längeren Hebel sitzt). Womöglich transformiert das Digitale seit Erfindung der Vernetzung von Computern in eine strukturkonservative Richtung und alle Freiheit und Transparenz war nur das Vehikel. Wie dem auch sei, ich gehe momentan stark davon aus, dass wir nach einigen Jahren der gefühlten Freiheit im Internet und der Improvisation mit dem neuen Medium nun verstärkt einer Phase der Ordnung und Strukturierung des Mediums gegenüber stehen. Das war in anderen Medienhistorien auch schon so. Aber wenn es eines gibt, was ich in Filmgeschichte gelernt habe: Mediengeschichte verläuft in Wellen. Doch um die Wasseroberfläche in Bewegung zu halten, müssen wir uns bewegen.

Um vom 1000sten wieder ins 100ste zu kommen: Die Kunst der Improvisation kann man lernen. Wir Digitalen sollten wieder mehr mit dem Netz improvisieren, flexibel und schnell bleiben. Wir dürfen nicht an einer seit ein paar Jahren lieb gewonnenen Ordnung des sogenannten „freien Internets“ festhalten und auf den festgetretenen Pfaden bleiben. Diese Freiheit wurde nämlich gekapert und hat sich erledigt. Get over it.

Wie komme ich eigentlich darauf? Nun, das Private ist Politisch. Aber das sind andere, triviale Geschichten. Heute ist mir wieder aufgefallen, dass ein guter Start, in die Kraft der Improvisation YouTube Videos von Helge Schneider sind (nicht die Filme, die TV-Auftritte). Außerdem habe ich heute die Hausarbeit „Planungsillusion und Improvisation: Experimente zum Prozessmusterwechsel“ (PDF) von Michael Berger abgegeben an der Universität der Bundeswehr München im Frühjahrestrimester 2009 gelesen. Das Kerndokument ist eher hölzern geschrieben, interessant aber das Interview mit Martin Ciesielski im Anhang. Und schließlich auf meiner Todo-Liste das brand eins Heft zum Thema Improvisation von 2008: „Wir rechnen mit allem“

Süchtig nach Erholung.

#wirsounterwegs

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So. Hier bleibe ich erstmal sitzen.

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Moin.

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Zelt steht. Ich liege.

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Zelt einpacken und raus, die letzen schönen Tage des Spätsommers ausschöpfen. An den Neuendorfer See, der Ort mit dem guten Karma. Dort, wo sich mir vor einem Jahr nach 25 Kilometern Tageswanderung die Sohle der Wanderschuhe auflösten. Anders als vorab im Internet ausgeforscht, fuhren keine Busse am Wochenende. Und bis zum nächsten Bahnhof war es zu Fuß zu weit. Endlose Landstraße, leere Wasserflasche, Sonnenuntergang, keiner der VW-Busse mit Berliner Kennzeichen hielt an. Schließlich stoppte dann doch ein junger  Anwohner und nahm mich bis an den Berliner Ostbahnhof in seinem Auto mit. Er war eh gerade auf dem Weg ins Kater Holzig. Etwas befürchtete ich, dass beim erneuten Besuch die Gegend in einem anderen Licht erscheinen wird. Was sie nicht tat. Sehr freundliche Campingplatz-Bevölkerung. Was man nicht immer behaupten kann. Dies war das erste Zelten mit den Kinder. War gut. Wird fortgesetzt.

Crowdfunding für Technoviking-Doku.

Vielleicht habt ihr Lust, Matthias mit einer Spende für ein Dokufilmprojekt über den Technoviking zu unterstützen? Jeder Euro und Sharen hilft! Nur noch wenige Tage:

http://www.indiegogo.com/projects/the-story-of-technoviking/

Das Internet-Meme Technoviking ist ein Selbstläufer geworden, hatte unzählige Millionen Klicks bei YouTube und wurde hundertfach kopiert und remixed. Mehr dazu im Technoviking Archiv. Leider fühlte sich das Original in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt und Matthias wurde verklagt…

Hier die ausführliche Version von Matthias:

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Macht mit! Partizipative Kunst gegen Überwachung.

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Im Angesicht des Abhörskandals fühlt man sich wütend, verletzt, verraten. Man zuckt resigniert mit den Schultern, sagt „I told you so“, oder macht einfach so weiter wie immer. Zu groß ist die Unverschämtheit, zu vielfältig womöglich die politischen Interessensverwicklungen, als dass man um Aufklärung hoffen könnte. Um dieser Ohmacht entgegen zu wirken hilft vielleicht Kunst. Sie wird das nebelige Problem nicht aufklären, aber sie wirkt dem Unbehagen entgegen.

Ein Bekannter hat mich auf das partizipative Kunstprojekt WIR SIND HIER hingewiesen, bei dem er selber als Künstler mitmacht, und das in diesem Jahr die Ars Electronica eröffnen wird. Es geht um das Hier und Jetzt, gegen die heutige Überwachung, um die historische Erinnerung. Man will das Unbehagen bekämpfen, wir wollen laut werden. Macht mit! Ich hab auch schon dazu beigetragen, vielleicht findet ihr ja mein Gesicht im brecht’schen Protestchor.

Salvatore Vanasco, einer der Initiatoren des Projekts, im Interview auf dem Blog der Ars Electronica:

„Ich sehe, dass der Bürger keine Rechte mehr hat, dass die Grundrechte des Bürgers auf die eigene Würde, auf den eigenen Privatraum, auf die eigene Privatsphäre, auf die Steuerung eigener Daten und damit letztendlich auch die Selbstbestimmung ausgehebelt wurden, durch bilaterale Verträge, bilaterale Verhältnisse von Sicherheitsdiensten, dass Staaten unter dem Schutzmantel der Terrorismusbekämpfung Maßnahmen setzen, die eigentlich außerrechtlichte und außerstaatliche Maßnahmen sind. Eigentlich bin ich dafür, dass man eine Sammelklage erhebt gegen die Unterwanderung der Bürgerrechte. Ich sehe einen konkreten Angriff auf die Würde, ich finde, dass die Rolle des Bürgers zum Staat und umgekehrt die des Staates zum Bürger neu verhandelt werden muss.“

Folgend noch vertiefende Informationen, die ich wenig bearbeitet aus einem Pressetext übernommen habe: Weiterlesen →

Das Ende der Urlaubszeit gleicht der Sonntagsmelancholie.

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Das Ende der Urlaubszeit gleicht der Sonntagsmelancholie. Vielleicht hat diese Trübnis am Sonntagabend, dann wenn die letzten paar freien Stunden des Wochenendes schon ein wenig von der kommenden Arbeitswoche überschattet werden, vielleicht hat diese Trübnis ihren Ursprung in der Traurigkeit, die wir als Kinder am Ende der Ferienzeit verspürten. Und seit der Ferienzeit wiederholen wir Woche für Woche dieses Ritual von dosierter Freiheit. Wer so fühlt, sollte unter Umständen etwas an seinem Leben ändern und etwas mehr Abwechslung und Selbstbestimmung in den Alltag einweben, wird einem dann gern geraten. Oder die Melancholie in all ihrer Wucht umarmen, finden andere.

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Sollte man im Urlaub seine Social Media Aktivitäten gänzlich kappen? Das war natürlich auch in diesem Urlaub eine Frage, die ich mir gern gestellt hatte und auf die ich auch dieses Mal keine abschließende Antwort gefunden habe. Es kommt halt drauf an, was man vom Urlaub eigentlich will. Will man komplette Abschottung und Umstellung seines Alltagsablaufs oder will man Teile seines okayen Lebens (also z.B. auch Social Media) in einem anderen Kontext erleben? Einen ganz interessanten Artikel laß ich heute morgen dazu auf Mashable (via @frischkopp).

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Im Urlaub habe ich den einen und anderen Vormittag auf einem Steg schweigend mit einem Angler verbracht. Er angelte, ich machte mir so meine Gedanken. Eine gedankliche Richtung, die sich mir dabei darbot, war der Vergleich von Social Media mit Angelsport. Viele nutzen Social Media ja eigentlich zum Fischen, so mein Ausgangsgedanke. Sei es das private Fishing for Compliments in Form von möglichst vielen Likes oder Favs, oder sei es das gewerbliche Angeln von Kunden und potentiellen Neuaufträgen. Mir scheint bei der Durchsicht meiner Timelines, geht es sehr vielen Nutzern und Unternehmen zunächst darum, dass ihnen möglichst viele „Fische ins Netz gehen“. Das könnte man als Unerfahrener auch vom Angelsport denken: wichtig sind möglichst viele, dicke und lange Fische. Doch dem ist nicht so. Angelsport hat – so wie ich das die Urlaubswochen beobachten konnte – auch viel mit Souveränität, Selbstvertrauen, Geduld, Ruhe, Learning by Doing und Detailkenntnisse über seine Community (Arten und Verhalten der Fische im gegebenen Gewässer) zu tun. Ich finde, Social Media geht ähnlich. Viele, denen ich folge und die Social Media persönlich oder professionell benutzen, scheinen das manchmal zu vergessen und eigentlich immer nur nach Likes und Favs zu angeln. Und dann nervt’s, denn dann ist es irgendwie nicht mehr „sozial“. Vielleicht muss ich aber auch nur mal wieder meine Timelines aufräumen. Dafür ist ja Urlaub auch da, um seine Wahrnehmungsfilter zu korrigieren.

tl:dr Social Media nervt. Nicht du persönlich, aber alle zusammen seid ihr doch ziemlich nervig, obwohl ich mal ein paar Tage raus war. :o)

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Wenn ich nur wüsste, wo der kommunikative Hebel liegt, dass dieser Abhörskandal endlich von einer breiten Bevölkerung als das was er ist wahrgenommen wird. Wo sind die Wutbürger? Wie können wir das anschaulich übersetzten? Ist „1984“ wirklich schon verjährt? Wer profitiert vom Abhörskandal (außer die paar netzpolitischen Fachautoren)?